Unternehmervertraute in Nordrhein-Westfalen

Beitrag von: Boris Karkowski
30. August 2018

Auch in Teil 2 unserer Serie stellen wir Ihnen wichtige regionale Kanzleien vor, die für ihre Expertise und Vertrauensstellung bei mittelständischen Mandanten bekannt sind. Diesmal mit dem regionalen Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen.

Wohl kaum eine deutsche Region hat sich wirtschaftlich so stark neuerfinden müssen wie das ehemalige Kohleabbaugebiet im Westen Deutschlands. Zahlreiche Industriekonzerne wurzeln in dieser Region und dass es zahlreiche renommierte Wirtschaftskanzleien in Nordrhein-Westfalen gibt, verwundert da wenig. Vor allem Düsseldorf hat sich als Kanzleistandort etabliert, dicht gefolgt von Köln – aber auch Duisburg, Bielefeld oder Münster sollten als Heimat herausragender Kanzleien nicht unterschätzt werden. Denn neben den Konzernen ist auch der Mittelstand in NRW zu Hause. Vielleicht nicht ganz so weltmarktführerreich wie Baden-Württemberg (siehe Teil 1 in der Ausgabe Nr. 2), aber doch auch sehr virulent.

Die porträtierten Kanzleien haben eines in den meisten Fällen gemeinsam: den interdisziplinären Lösungsansatz und das unternehmerische, mittelständisch geprägte Handeln. Wohl auch deshalb genießen sie das Vertrauen mittelständischer Unternehmer. Auch diesmal gilt wieder: Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind uns bewusst, dass wir angesichts des beschränkten Raums auf ein kurzes Porträt vieler herausragender Kanzleien verzichten mussten.

Doch im Kern geht es auch wieder darum, Anregungen für die eigene Kanzlei zu finden und vielleicht den Kontakt zu einer porträtierten Kanzlei zu knüpfen, um sich über eine mögliche Zusammenarbeit auszutauschen. Beste Gelegenheit dazu gibt natürlich auch (Achtung: Werbehinweis!) unser Regionaltreffen der Unternehmervertrauten am 27. September in Duisburg: www.unternehmervertraute.de/veranstaltungen/duisburg.

PKF FASSELT SCHLAGE: VOLLHAFTERMENTALITÄT

„Bis vor drei Jahren haben alle Partner bei uns vollgehaftet. Das prägt das Haus bis heute“, charakterisiert Arnd Schienstock die Kanzlei PKF Fasselt Schlage. Entsprechend umsichtig sei man bei der Beratung der Mandantschaft in steuerlichen, juristischen und betriebswirtschaftlichen Fragen. So sind neben Unternehmen der öffentlichen Hand wie zum Beispiel Stadtwerken vor allem inhabergeführte Mittelständler die Hauptklientel von PKF Fasselt Schlage.

Dabei werden die Unternehmer sowohl in privaten als auch in betrieblichen Fragen unter der Mandatsführung eines Partners beraten. 36 Partner arbeiten unter dem Dach einer Partnerschaft zusammen: Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und auch Rechtsanwälte. Dadurch ist eine ressortübergreifende Zusammenarbeit besonders einfach, sagt Schienstock. Bemerkenswert sei auch der hohe Anteil der Kollegen, die WP/StB und RA in einer Person sind. Ein weiteres Qualitätsmerkmal sieht Schienstock darin, dass die Anzahl der sonstigen Kanzleimitarbeiter pro Berufsträger vergleichsweise niedrig ist. „Bei uns ist das Verhältnis der Berufsträger zu den Nicht-Berufsträgern circa 1 zu 3. Das unterstreicht, wie stark wir auf die Beratung setzen.“

WARTH & KLEIN GRANT THORNTON: INTERNATIONAL, DIGITAL

Für Audit-Chef Hermann-Josef Schulze Osthoff ist WKGT eine mittelständisch geprägte Kanzlei. „Bei jeder Prüfung ist immer ein Partner als Entscheidungsträger im Team vor Ort“, betont er. Die Eigenverantwortlichkeit des Prüfers und seines Teams sei Maßstab für die inzwischen rund 1.000 Mitarbeiter in zehn Büros in Deutschland. Der Unterschied zu anderen größeren Mittelstandskanzleien sei aber die internationale Organisation. „Wir sind deutlich mehr als ein Netzwerk. Die Grant-Thornton-Mitgliedsunternehmen setzen weltweit etwa 5 Milliarden US-Dollar um – das kann man nicht als loses Netzwerk führen.“ Weltweit nutzen alle Grant-Thornton-Mitgliedsunternehmen ein einheitliches, Cloud-basiertes Audit- Tool. Somit können Informationen grenzüberschreitend ausgetauscht werden. „So etwas bieten sonst nur die Big Four“, sagt Schulze Osthoff. WKGT wird damit seine Stärken in der grenzüberschreitenden Beratung ausbauen, ist Schulze Osthoff überzeugt.

Die gemeinsame Softwarelösung und Tools zur Datenanalyse sind aber nur ein Teil der Digitalisierungsstrategie von WKGT. Auch in den Bereichen Tax und Advisory wurde und wird substanziell in digitale Lösungen investiert. Ende vergangenen Jahres wurde ein Digital Center eröffnet, um das eigene Dienstleistungsangebot durch neue Lösungen zu verbessern. Ein Digital Lab soll folgen, in dem Mandanten mit WKGT gemeinsam Lösungen erarbeiten und ausprobieren können.

ADKL: JUNGE KANZLEI

Die Kanzlei ADKL Abels Decker Kuhfuß & Partner, kurz ADKL, gibt es in ihrer jetzigen Zusammensetzung erst seit 2015. Und die Kanzlei legt Wert auf zeitgemäße Kanzleiführung. Flache Hierarchien, modern gestaltete Räumlichkeiten, ein hoher technischer Standard, Rücksichtnahme auf individuelle Wünsche der Mitarbeiter und ein freundschaftlicher Umgang miteinander, der auch in regelmäßigen gemeinsamen Teamaktivitäten zum Ausdruck kommt. „Unsere Kollegen sind alle in den Dreißigern und Vierzigern“, berichtet Tobias Polka. „Der Teamgedanke zeichnet uns aus. Mandantenakquise ist Teamsache und klar ist, dass das Mandat immer von dem Team bearbeitet wird, das dafür am besten geeignet ist.“ Dieser Umgang im Team plus die Freiheit jedes Einzelnen, sich weiter spezialisieren und entwickeln zu können, hat gerade Mitarbeiter aus Großkanzleien zu ADKL geführt. „Sie haben meist drei, vier Jahre Erfahrung in einer Großkanzlei gesammelt und fühlen sich jetzt in der mittelständischen Struktur wohl und können ihre fachliche Passion ausbilden.“

So jung die Kanzlei wirkt, reichen ihre Wurzeln doch bis in die Siebzigerjahre zurück. ADKL ist ein Zusammenschluss zweier eingeführter Kanzleien mit langfristigen Mandatsbeziehungen, die bis heute andauern. Die Herren und damaligen Kanzleigründer Dr. Peter Abels, Berthold Decker und Werner Kuhfuß führen noch immer die Liste der Teammitglieder an, doch zeigen sie sich nach Angaben von Polka sehr offen für zeitgemäße Neuerungen. „Die Hälfte des Partnerkreises kam ab 2015 hinzu. Bei uns wird alles einstimmig beschlossen. Wenn etwas notwendig und sinnvoll ist, wird es gemacht – da gibt es keinen Generationenunterschied.“ Da alle Partner auch immer in der Beratung aktiv sind, hat sich zur Führung eine Netzstruktur herausgebildet, bei der jeder Partner neben der operativen Tätigkeit noch ein „Nebenthema“ wie z.B. Marketing oder Digitales verantwortet. „So stellen wir sicher, dass wir keine Fabrik werden und die Verwaltungskosten gering halten. Die Tätigkeit der Partner im Mandat wird von unseren Mandanten, meist inhabergeführten Unternehmen, verlangt. Auch wenn uns das aufgrund einer erschwerten Multiplizierbarkeit unserer Leistungen im Wachstum begrenzt“, erklärt Polka.

AWB: DIE AUSSENWIRTSCHAFTLER

Es braucht keine fünf Minuten Telefonat, da wird klar: Dr. Carsten Höink brennt für das Thema Außenwirtschaft. Genauer gesagt für das Umsatzsteuerrecht. „24 Stunden am Tag bin ich mit dem Thema beschäftigt“, übertreibt er lächelnd und betont, dass er bei AWB mit dieser Leidenschaft nicht allein ist. Exportkontrollrecht und Zollrecht sind die beiden anderen Schwerpunkte der Münsteraner Kanzlei, die ihren Ursprung in der AWA Außenwirtschaftsakademie hat. Bis heute hat sich die Kanzlei die Nähe zur Lehre bewahrt. Mit-Kanzleigründer Prof. Dr. Hans-Michael Wolffgang, Neuzugang Prof. Dr. Peter Witte und eine Vielzahl der Geschäftsführer und Mitarbeiter sind in Lehre und Seminaren aktiv, wie Höink selbst auch. „Wir müssen immer auf der Höhe der Zeit sein. Durch unser enges nationales und internationales Netzwerk und die Einbindung in die Lehre wissen wir aber auch frühzeitig, welche Entwicklungen zu erwarten sind. Fachkompetenz und eine hohe Praxisnähe zeichnen AWB aus.“

AWB hat sich mit dieser Außenwirtschaftsspezialisierung sowohl in bilanzieller als auch in steuerlicher als auch in rechtlicher Hinsicht – von der Vorfeld- über die Abwehrberatung bis hin zu Finanzstreitverfahren – einen Ruf weit über Münster hinaus erarbeitet. Die Kanzlei wird daher meist in besonders kniffligen Fällen hinzugezogen – oft vom bisherigen Unternehmervertrauten. Doch keine Sorge vor Mandatsverlust, lacht Höink, die Kanzlei interessiert nur ihr Spezialgebiet.

DR. GANTEFÜHRER, MARQUARDT & PARTNER: ANHALTENDE BEGLEITUNG

Über NRW hinaus ist die Sozietät vor allem für ihr Beratungsfeld „Bildende Kunst“ bekannt. Kern und Stärke der Beratungstätigkeit der Sozietät Dr. Ganteführer, Marquardt & Partner ist jedoch die interdisziplinäre Dauerberatung. Dabei wird vor allem auf eine nachhaltige, langfristige und enge Beziehung zu den Mandanten Wert gelegt, die vornehmlich mittelständische Unternehmer bzw. Unternehmen und deren Gesellschafter(-familien)
sind, aber auch aus dem Bereich der öffentlichen Hand oder dem Non-Profit-Bereich stammen. „Das gemeinsame Ziel aller Kollegen ist die Zufriedenheit des Mandanten“, sagt Bernd Rühland. Das umfasst auch das Thema Gebühren. „Wir schaffen frühzeitig Transparenz über anfallende Kosten und sagen dem Mandanten auch ganz offen, wenn wir Zweifel haben, dass eine Aufgabe wirtschaftlich sinnvoll zu lösen ist.“ Die enge Beziehung wird zudem durch feste Mandatszuordnungen und eine geringe Mitarbeiterfluktuation gefördert. Faire Arbeitszeiten, ein attraktives Weiterbildungsangebot und ein gutes
Betriebsklima sind laut Rühland starke Anreize für Mitarbeiter, der Sozietät und damit den Mandanten über viele Jahre die Treue zu halten.

Seit dem Generationswechsel 2014, als die beiden Namensgeber den Stab an eine Gruppe jüngerer Partner weiterreichten, hat sich die Sozietät auch aufgrund des digitalen Wandels und der Internationalisierung der Beratungstätigkeit modernisiert. Seitdem wächst das Geschäft beständig. Dazu beigetragen hat auch das Vergütungssystem der Sozietät, das die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Kollegen fördert.

Bildnachweis: Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen /Deutschland /Germany

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