Mit flexiblen Planungsmodellen in der Krise Kurs halten

Beitrag von: Markus Paffenholz, Stefan Lengermann
31. Mai 2022

In Zeiten volatiler Rohstoffmärkte und anhaltender Lieferkettenprobleme mag eine mehrjährige Unternehmensplanung manchem als reine Spekulation erscheinen. Doch modular aufgebaute, flexible Planungsmodelle können dabei helfen, Unternehmen durch eine Krise zu steuern.

Noch immer gibt es Diskussionen darüber, ob es für Unternehmen sinnvoll und geboten ist, eine Unternehmensplanung aufzustellen. Aus ökonomischer Perspektive spricht dafür, dass das Vorhalten einer Planung ohnehin unabdingbar für eine effiziente Unternehmenssteuerung und damit zwingend notwendig ist. Andererseits lassen sich in den Rechnungslegungsvorschriften des Handelsgesetzbuchs aber kaum Hinweise auf eine Pla­nungspflicht finden.

Erste Beobachtung: Bedeutsamkeit von Planungen wird unterschätzt

Bis heute hält sich in einigen Unternehmen – vor allem von kleiner und mittlerer Größe – hartnäckig die Auffassung, dass die Erstellung einer Planung generell unnötig ist. Lieber will man sich auf das operative Geschäft konzentrieren, da, wo das Geld verdient wird. Diese Sichtweise wird zwar von immer weniger Unternehmenslenkern geteilt, aber es gibt sie weiterhin – und manchmal gibt der Erfolg ihnen ja (scheinbar) auch Recht. Weitaus größer ist die Gruppe derer, die ausschließlich eine Gewinn- und Verlustrechnung erstellen und ihr Unternehmen ansonsten über die tägliche Kasseposition steuern. Laufen die Geschäfte gut, kann eine solche Vorgehensweise funktionieren. Werden aber Finanzmittel für größere Investitionen benötigt oder gerät das Unternehmen gar in eine Krise, kommen sie dann aber schnell an ihre Grenzen.

Zweite Beobachtung: Pandemie stellt Unternehmen vor Probleme

Als die Pandemie im Jahr 2020 begann Fahrt aufzunehmen und auch in Deutschland erste Lockdowns beschlossen wurden, zeigte sich, wie vulnerabel nicht nur einzelne Branchen, sondern im Grunde alle Unternehmen sind. Der eingetretene externe Schock führte zu Produktions- und Umsatzeinbrüchen, gefolgt von Finanzierungsengpässen, denen insbesondere mit Corona-Darlehen der KfW begegnet wurde. Deren Gewährung war wie üblich an Bedingungen geknüpft, um die Zahlung von Zins und Tilgung sicherzustellen. Folglich wurden entsprechende Planungsrechnungen erwartet – auch wenn damals noch völlig unklar war, welche wirtschaftliche Entwicklung eintreten könnte. Die Prognosen der Ökonomen reichten hier von einer länger andauernden Krise (Entwicklung des BIP in Form einer L-Kurve) über eine bis zum Erreichen des Vorkrisenniveaus nur langsame Erholung (U-Kurve) bis zur Vorhersage eines schnellen Aufschwungs nach dem Ende der Pandemie (V-Kurve). Gerade viele kleine und mittlere Unternehmen stellte diese Ungewissheit vor eine geradezu unlösbare Planungsaufgabe. Als Unterstützung definierte die KfW anfänglich zur Vereinfachung, dass Unternehmen für Planungszwecke zunächst nach sechs Monaten vom Erreichen des Vorkrisenniveaus ausgehen sollten, was aber in vielen Fällen zu optimistisch war.

Dritte Beobachtung: Prognosen durch Preissprünge schwierig

2021 und erst recht seit Beginn des Ukraine-Krieges kam es zu deutlichen Preissteigerungen, zuweilen gar Preissprüngen an den internationalen Rohstoffmärkten. So stiegen etwa die Preise für Öl, Gas, Holz, Kunststoff, Aluminium jeweils um hohe zweistellige Prozentsätze. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen sind praktisch in allen Branchen spürbar. Anfangs bekamen nur die Produzenten der jeweils ersten Wertschöpfungsstufe die Folgen zu spüren, sukzessive erreichte dieser Trend dann aber die zwischenverarbeitenden Betriebe und nun auch den Endverbraucher.

Doch die Durchleitung höherer Preise an die Endverbraucher erfolgt nicht auf direktem Wege, sondern zieht harte Verhandlungen auf den jeweiligen Vorstufen mit sich. Abnehmer von Vorprodukten verlangen eine gewisse Absorptionsfähigkeit ihrer Lieferanten, um nicht mit ihren Kunden wiederholt in Verhandlung treten zu müssen. Für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette ist damit eine erhebliche Unsicherheit verbunden. Preissprünge in kurzem zeitlichen Abstand lassen sich kaum in einer Planung abbilden. Stattdessen müssten Szenarien modelliert werden, die von einer schnellen Normalisierung bis hin zu weiter explodierenden Preisen reichen. Valide zu planen ist somit schwieriger als je zuvor, vor allem, wenn die Planung erstmals aufgesetzt werden muss.

Anpassungsfähiges Navigationssystem

Auch wenn in den handelsrechtlichen Rechnungslegungsvorschriften kaum Regelungen zu den wesentlichen Komponenten einer Planung und dem von ihr abzudeckenden Zeithorizont zu finden sind, sind mehrjährige Planungen unbestritten ein zentraler Baustein gewissenhafter Unternehmensführung und -steuerung. Sie sind wesentliche Voraussetzung für ein kontinuierliches Reporting gegenüber Banken, dienen als Nachweis der Durchfinanzierung gegenüber Wirtschaftsprüfern und sind ein unverzichtbares Tool, um die Auswirkungen einer veränderten eigenen Ausrichtung oder Marktlage unmittelbar erkennen zu können. Damit ist klar, dass Unternehmen gut daran tun – egal ob Pandemie oder Kapriolen schlagende Rohstoffmärkte –, zu jeder Zeit ein funktionierendes, hinsichtlich GuV, Bilanz und Cashflow vollständig integriertes Planungsmodell zu erstellen, das maximal flexibel an neue Situationen angepasst werden kann.

Illustration 123rf.com/vantuz

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