Erfolgsfaktor Beirat: Worauf es ankommt

Beitrag von: Klaus Weigel
19. April 2022

Beiräte und Aufsichtsräte sind gerade auch in Familienunternehmen Teil einer guten Corporate Governance. Doch nur ein professionell zusammengestelltes Aufsichtsgremium kann sein ganzes Potenzial entfalten. Wie wird ein Beirat optimal besetzt und worauf kommt es bei der Auswahl der richtigen Personen an?

Immer mehr Familienunternehmen leisten sich einen Beirat oder Aufsichtsrat, obwohl sie gesetzlich nicht dazu verpflichtet sind. Beiräte werden zunehmend als wertvolle Ratgeber geschätzt. Sie bereichern das Unternehmen durch ihr Know-how und können für einen Interessenausgleich zwischen den Gesellschaftern sorgen. Durch das Fehlen gesetzlicher Vorschriften lassen sich die Gremien zudem individuell gestalten und an den jeweiligen Bedürfnissen des Familienunternehmens ausrichten.

Ziele und Aufgaben definieren

Bei der Besetzung von Beiräten bzw. Aufsichtsräten in Familienunternehmen kommt es auch darauf an, die unterschiedlichen Interessen zwischen Gesellschaftern und Unternehmen sorgfältig auszubalancieren. Zielsetzung kann bspw. die Überwachung und Kontrolle der Geschäftsführer sein, die Nutzung von externem Know-how der Gremienmitglieder oder der Ausgleich unterschiedlicher Gesellschafterinteressen. Gerade bei einem großen oder schwierigen Gesellschafterkreis kann es sinnvoll sein, die Geschäftsführung zu kontrollieren, indem die Zustimmung des Beirats bei bestimmten Geschäften notwendig ist. Ein eher beratender Beirat bzw. Aufsichtsrat unterstützt hingegen die Geschäftsführung vor allem in strategischen Fragestellungen.

Company first

Oberste Prämisse ist es, das Unternehmen, das häufig auch einen beträchtlichen Teil des privaten Vermögens der Unternehmerfamilie darstellt, vor Bedrohungen zu schützen. Das langfristige Unternehmensinteresse hat dabei Vorrang vor den Partikularinteressen einzelner Gesellschafter. Manchmal fällt es Unternehmerfamilien jedoch schwer zu erkennen, dass sie selbst Teil des Problems sind. Dann braucht es neutrale und erfahrene Ratgeber, die das Unternehmen vor möglicherweise existenzbedrohenden, falschen Entscheidungen bewahren können.

Beiräte bzw. Aufsichtsräte sollten daher nicht nur mit Personen aus dem eigenen Umfeld („friends and family“), sondern vielmehr mit unabhängigen, unterneh­merisch geprägten Persönlichkeiten besetzt sein. Gute Unternehmensfüh­rung beinhaltet auch, festzulegen, wie wesentliche Entscheidungen in einem Unternehmen getroffen werden und welche Kompetenzen in Form zustim­mungspflichtiger Geschäfte von den Gesellschaftern auf einen Beirat über­tragen werden sollen.

Die Besetzung des Beirats ist u.a. sehr stark von der Governance der Gesellschafterfamilie abhängig. Der Grad der Diskussion, den die Gesellschafter über wichtige Fragen der Geschäfts­entwicklung zulassen, spiegelt sich in der Zusammensetzung des Beirats wider. Manchmal schaffen es nur Unternehmen, bei denen eine klare Trennung von Management und Eigentum erfolgt ist, ihre Beiräte wirklich mit externen, unabhängigen Experten zu besetzen. Diese können dann die Geschäftsführung bei der Umsetzung von Strategien aktiv unterstützen, aber zugleich auch die Anteilseigner beraten und zwischen den Parteien im Konfliktfall moderieren.

Praxistipps für gute Beiratsarbeit

Nachfolgend einige Anregungen aus der Beratungspraxis für die Aufstellung eines guten Beirats:

  • Ein Beirat sollte frühzeitig und zielbewusst eingesetzt werden. Die Gesellschafter und die Geschäftsführer werden idealerweise in die Vorbereitungen eingebunden. Bevor man über Personen spricht, sollten vorab möglichst präzise die Erwartungen, Anforderungsprofile und eine entsprechende Kompetenzmatrix für den gesamten Beirat definiert werden, die aus den strategischen Zielen des Unternehmens abgeleitet wird.
  • Dem Beirat sind ausreichende Kompetenzen von den Gesellschaftern zu übertragen. Dabei gilt es, das richtige Maß zu finden: Einerseits werden sich für einen „zahnlosen“ Beirat wohl kaum hochkarätige Mitglieder gewinnen lassen. Andererseits sollten aber auch die operativen Entscheidungsspielräume der Geschäftsführer nicht zu sehr eingeschränkt werden.
  • Für die Besetzung eines Beirats kommen primär Personen infrage, die entsprechend qualifiziert und unabhängig von den Gesellschaftern bzw. der Unternehmensführung sind. Ein Beirat sollte eher mit wenigen, aber hochqualifizierten Personen besetzt werden, die dann aber angemessen vergütet werden.
  • Für die Arbeit des Beirats müssen professionelle Arbeitsstrukturen und passende organisatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dabei lassen sich auch die Möglichkeiten des digitalen Austauschs für die Arbeit des Beirats nutzen.
  • Die professionelle Zusammensetzung des Beirats sowie die regelmäßige und kritische Überprüfung seiner Arbeit erhöhen dessen Effizienz. Die Zusammensetzung und die Arbeit des Beirats sind immer zeitnah an sich verändernde Umstände anzupassen.

Ein intelligent besetzter Beirat stellt ein strategisches Instrument zur Sicherung der Unternehmenszukunft dar und hilft, unternehmerisches Vermögen zu erhalten und zu mehren. Dabei können die Gesellschafter entweder qualifizierte Persönlichkeiten selbst identifizieren und ansprechen. Oder aber sie bedienen sich spezialisierter Berater, die auf diesem Gebiet über besondere Netzwerke verfügen und den Kreis qualifizierter Beiratskandidaten erweitern. Auf jeden Fall sollte man sich für die Auswahl der Mitglieder eines Beirats genügend Zeit nehmen, damit der Beirat nicht zum Beiwerk wird.

Illustration: 123rf.com/sanek13744

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