Factoring und M&A: die perfekte Verbindung

Beitrag von: Bernd Renz
25. November 2019

Der Forderungsverkauf hat sich in den vergangenen Jahren bei deutschen Unternehmen etabliert. Doch nicht nur als Finanzierungform, sondern auch bei anstehenden Akquisitionen kann Factoring  Vorteile bieten – sofern einige Regeln beachtet werden.

In den vergangenen Jahren ist der Markt für Unternehmensfusionen und -übernahmen deutlich gewachsen. Wichtige Treiber waren die hohe Liquidität bei Unternehmen und Finanzinvestoren sowie die gute Konjunktur. Viele Unternehmen haben ihre Marktposition durch Transaktionen weiter gestärkt. Doch inzwischen drücken gleich mehrere Faktoren auf die Stimmung – allen voran der Handelsstreit zwischen den USA und China sowie zunehmend auch die allgemeine geopolitische Lage.

Für Unternehmen ist es gerade jetzt wichtig, ihre Möglichkeiten bei M&A-Aktivitäten bestmöglich auszuschöpfen. Hier kommt Factoring ins Spiel. In Ländern wie Großbritannien oder den USA ist es schon lange üblich, dass Factoring-Experten bei Fusionen oder Übernahmen mit am Verhandlungstisch sitzen. In anderen Ländern haben in den vergangenen Jahren vermehrt Private-Equity-Gesellschaften diese Finanzierungsform für sich entdeckt. Häufig ist Factoring ein zusätzlicher und mitunter entscheidender Baustein für die Finanzierung einer M&A-Transaktion.

Bessere Preise

Factoring kann sowohl für Käufer als auch für Verkäufer ein sinnvolles Instrument sein. Zudem lässt es sich in unterschiedlichen Phasen des M&A-Prozesses einsetzen. So kann Factoring etwa im Vorfeld eines Unternehmenskaufs zur Tilgung von kurzfristigen zinspflichtigen Verbindlichkeiten eingesetzt werden. Das steigert den Substanzwert und ermöglicht dem Verkäufer unter Umständen, höhere Preise durchzusetzen.

Auf der anderen Seite kann der Factor dem Käufer bei der Vorbereitung einer Akquisition helfen: Eine umfassende Analyse des Forderungsportfolios beim Target zeigt Chancen, aber auch mögliche Risiken auf und führt mitunter zu einem realistischeren Kaufpreis.

Zudem ermöglicht Factoring eine höhere Liquiditätsausschöpfung als herkömmliche Kreditlinien von Banken. Rund 90 Prozent des Forderungswertes können zeitnah in Liquidität umgewandelt werden – und das im Normalfall deutlich schneller als bei anderen Finanzinstrumenten.

Da Factoring-Verträge generell eher langfristig angelegt sind, stützen sie die finanzielle Unabhängigkeit und reduzieren das Risiko instabiler Planungsverhältnisse, bspw. durch eine unerwartete Kreditkündigung seitens der Banken. Das wirkt sich dauerhaft positiv auf die Liquiditätssituation aus, auch nach den möglichen zusätzlichen Belastungen im Zuge einer Akquisition. Saisonale Schwankungen werden besser abgefedert, das Risiko aufgrund der Ausfallhaftung durch den Factor entsprechend minimiert.

Schnelle Entscheidungen

Bei M&A-Transaktionen kommt es oft auf Schnelligkeit an. Auch in diesem Punkt bietet Factoring Vorteile. Liegen die notwendigen Forderungsinformationen vor, sollten Factoring-Gesellschaften innerhalb von 48 Stunden eine verlässliche Aussage über die Rahmendaten treffen können. Dafür bedarf es zunächst einer exakten Risikoanalyse. So muss der Factor relevante Punkte wie den Anteil an der Gesamtfinanzierung oder eine vertraglich festgelegte Exit-Strategie berücksichtigen. Auch die Homogenität möglicher anderer Kapitalgeber ist entscheidend, um Chancen und Risiken ausgewogen betrachten zu können.

Bei der Gestaltung von Verträgen und Prozessen muss der Factor auf die besonderen Belange der Private-Equity-Branche eingehen und den oftmals komplexen Finanzierungsumständen Rechnung tragen – gerade bei grenzüberschreitenden oder strukturiert finanzierten Akquisitionen. Im M&A-Geschäft sind daher Kompetenz und Erfahrung bei der Auswahl der Factoring-Gesellschaft entscheidende Kriterien.

Illustration: 123rf/Sergii Nicolaichuk

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