Start-ups können auf staatliche Förderung, Wagniskapital und oft auf Eigenkapital zurückgreifen. Kommt ein Unternehmen aber in die Scale-up-Phase, beginnt die Suche nach Fremdkapital.
43 Prozent der Start-up-Unternehmen sehen in der Finanzierung eine ihrer größten Herausforderungen. Das ist das Ergebnis des aktuellen „Deutschen Startup-Monitors“, den der Bundesverband Deutsche Startups, PwC und die Universität Duisburg-Essen erstellt haben. Über 78 Prozent der Jungunternehmen mussten sich demnach teils aus eigenen Ersparnissen finanzieren, 44 Prozent haben auf staatliche Gründungsförderungen zurückgegriffen. Als weitere Quellen werden Eigenkapital von Business Angels und Venture Capital genannt. Die Macher der Studie sagen, dass das Start-up-Ökosystem durch den Kapitalmarkt nach wie vor unterversorgt sei.
Was geschieht also, wenn ein Start-up weiterwächst, die anfängliche staatliche Förderung langsam ausläuft und weder Eigenkapital noch der erwirtschaftete Cashflow ausreichen, um die gesteckten Ziele zu erreichen?
Herausforderungen werden hochskaliert
Nach der ersten Wachstumsphase kommen die Unternehmen in den Bereich des Scale-up. Die weitere Finanzierung ist dann alles andere als selbstverständlich: Kaum ein Unternehmen, das innerhalb eines Jahres um 50 Prozent – oder mehr – wächst, kann dies über seinen regulären Geldfluss stemmen. Hat ein Scale-up bereits eine Series-A-Finanzierung abgeschlossen, d.h., das Unternehmen hat bereits einen Wagniskapitalgeber mit an Bord, beginnt zumeist die Suche nach weiteren Finanzierungsmitteln. Gründer setzen hier zunehmend auf nicht verwässernde Finanzierungsalternativen in Ergänzung zum Eigenkapital.
Neue Modelle schließen klassische Lücke
In diesem Unternehmensstadium öffnen sich auch sukzessive neue Finanzierungsvarianten für primär eigenkapitalfinanzierte Wachstumsunternehmen. Jedoch können Banken als klassische Fremdkapitalgeber ihr Angebot bisher in dieser Phase oft noch nicht für Scale-ups öffnen. Die regulatorischen Anforderungen und die eigenen Vorgaben zu Bonität und Risiko lassen dies i.d.R. nicht zu. Die zumeist aus der Digitalökonomie stammenden Scale-ups haben zwar ein innovatives Geschäftsmodell, arbeiten aber meist noch nicht profitabel und verfügen über keine typischen Sicherheiten wie Immobilien oder Maschinen.
Diese Lücke in der Finanzierungsstruktur bedienen nun auch in Deutschland verstärkt alternative Anbieter. Ein Beispiel sind sogenannte Venture-Debt-Fonds, die als Sonderform des Private-Debt-Segments risiko-affines Investorenkapital in Spezialfonds sammeln und darüber Fremdkapital bereitstellen. Weiterhin gibt es einzelne Anbieter, die sogenanntes Revenue-based Financing (RBF) anbieten. Hier ist die Rückzahlung des Kredits an den Umsatz gekoppelt – eine interessante Alternative gerade bei hohen wiederkehrenden Umsätzen im Geschäftsmodell.
Schnelle Prüfung
Um die oft hohen Ziele mit Blick auf Wachstum und Investitionen erreichen zu können, gibt es auch die Möglichkeit der Kreditvergabe über Online-Kreditplattformen. Scale-up-Unternehmen können ihre Kreditanfragen auf die Plattform stellen, die dann dort geprüft werden. Unbesicherte Firmenkredite werden bspw. bis zu einem Betrag von 5 Mio. EUR und einer maximalen Laufzeit von fünf Jahren ausgegeben. Die Bewertung erfolgt nicht rein nach klassischen Kennzahlen, sondern auf Basis einer individuellen Analyse des jeweiligen Unternehmens: Dabei werden das Geschäftsmodell, der Businessplan sowie die Leistungsparameter und die Erfolgsaussichten des Unternehmens geprüft. Durch die Nutzung von maschinenlesbaren Daten, Künstlicher Intelligenz und mehrdimensionalen Bewertungsmodellen ist der Prüfprozess präzise und in relativ kurzer Zeit abgeschlossen.
Schnelle und flexible Finanzierungslösungen sind nötig, damit Wachstumschancen tatsächlich verwirklicht werden können. Schließlich befinden sich Scale-ups in einem rasanten und komplexen Entwicklungsprozess, in dem die Ausstattung mit ausreichend Investitionskapital notwendig für den Erfolg ist.
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