Vom Start-up zum Scale-up

Beitrag von: Florian Weinkauf
31. Mai 2021

Start-ups können auf staatliche Förderung, Wagniskapital und oft auf Eigenkapital zurückgreifen. Kommt ein Unternehmen aber in die Scale-up-Phase, beginnt die Suche nach Fremdkapital.

43 Prozent der Start-up-Unternehmen sehen in der Finanzierung eine ihrer größten Herausforderungen. Das ist das Ergebnis des aktuellen „Deutschen Startup-Monitors“, den der Bundesver­band Deutsche Startups, PwC und die Universität Duisburg-Essen erstellt ha­ben. Über 78 Prozent der Jungunter­nehmen mussten sich demnach teils aus eigenen Ersparnissen finanzieren, 44 Prozent haben auf staatliche Grün­dungsförderungen zurückgegriffen. Als weitere Quellen werden Eigenka­pital von Business Angels und Venture Capital genannt. Die Macher der Stu­die sagen, dass das Start-up-Ökosystem durch den Kapitalmarkt nach wie vor unterversorgt sei.

Was geschieht also, wenn ein Start-up weiterwächst, die anfängliche staatliche Förderung langsam ausläuft und weder Eigenkapital noch der erwirtschaftete Cashflow ausreichen, um die gesteck­ten Ziele zu erreichen?

Herausforderungen werden hochskaliert

Nach der ersten Wachstumsphase kommen die Unternehmen in den Bereich des Scale-up. Die weitere Fi­nanzierung ist dann alles andere als selbstverständlich: Kaum ein Unter­nehmen, das innerhalb eines Jahres um 50 Prozent – oder mehr – wächst, kann dies über seinen regulären Geld­fluss stemmen. Hat ein Scale-up bereits eine Series-A-Finanzierung abgeschlossen, d.h., das Unternehmen hat bereits einen Wag­niskapitalgeber mit an Bord, beginnt zumeist die Suche nach weiteren Fi­nanzierungsmitteln. Gründer setzen hier zunehmend auf nicht verwäs­sernde Finanzierungsalternativen in Ergänzung zum Eigenkapital.

Neue Modelle schließen klassische Lücke

In diesem Unternehmensstadium öffnen sich auch sukzessive neue Finanzierungsvarianten für primär eigenkapitalfinanzierte Wachstums­unternehmen. Jedoch können Ban­ken als klassische Fremdkapital­geber ihr Angebot bisher in dieser Phase oft noch nicht für Scale-ups öffnen. Die regulatorischen Anfor­derungen und die eigenen Vorgaben zu Bonität und Risiko lassen dies i.d.R. nicht zu. Die zumeist aus der Digitalökonomie stammenden Scale-ups haben zwar ein innovatives Ge­schäftsmodell, arbeiten aber meist noch nicht profitabel und verfügen über keine typischen Sicherheiten wie Immobilien oder Maschinen.

Diese Lücke in der Finanzierungs­struktur bedienen nun auch in Deutschland verstärkt alternative An­bieter. Ein Beispiel sind sogenannte Venture-Debt-Fonds, die als Sonder­form des Private-Debt-Segments risiko-affines Investorenkapital in Spezialfonds sammeln und darüber Fremd­kapital bereitstellen. Weiterhin gibt es einzelne Anbieter, die sogenanntes Revenue-based Financing (RBF) anbie­ten. Hier ist die Rückzahlung des Kre­dits an den Umsatz gekoppelt – eine interessante Alternative gerade bei ho­hen wiederkehrenden Umsätzen im Geschäftsmodell.

Schnelle Prüfung

Um die oft hohen Ziele mit Blick auf Wachstum und Investitionen errei­chen zu können, gibt es auch die Möglichkeit der Kreditvergabe über Online-Kreditplattformen. Scale-up-Unternehmen können ihre Kreditan­fragen auf die Plattform stellen, die dann dort geprüft werden.  Unbesicherte Firmenkredite werden bspw. bis zu einem Betrag von 5 Mio. EUR und einer maximalen Laufzeit von fünf Jahren ausgegeben. Die Bewertung erfolgt nicht rein nach klassischen Kennzahlen, sondern auf Basis einer individuellen Ana­lyse des jeweiligen Unternehmens: Dabei werden das Geschäftsmodell, der Businessplan sowie die Leis­tungsparameter und die Erfolgsaus­sichten des Unternehmens geprüft. Durch die Nutzung von maschinen­lesbaren Daten, Künstlicher Intelli­genz und mehrdimensionalen Bewer­tungsmodellen ist der Prüfprozess präzise und in relativ kurzer Zeit abgeschlossen.

Schnelle und flexible Finanzierungs­lösungen sind nötig, damit Wachs­tumschancen tatsächlich verwirklicht werden können. Schließlich befinden sich Scale-ups in einem rasanten und komplexen Entwicklungsprozess, in dem die Ausstattung mit ausreichend Investitionskapital notwendig für den Erfolg ist.

Illustration: 123rf.com/Anastasiia Nevestenko

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