Wenn Gesellschafter ausscheiden

Beitrag von: Florian Wimpff
29. Juni 2022

Anlässe für den Rückzug eines Minderheitsgesellschafters kann es immer wieder geben. Allerdings stellt die Frage einer zügigen Ablösung des bisherigen Partners viele Unternehmen regelmäßig vor eine schwere Aufgabe.

Die gemeinsame Gründung, ein geerbtes Familienunternehmen, eine strategische Partnerschaft oder eine Fusion: Die Ursachen für eine heterogene Gesellschafterstruktur von Unternehmen sind vielfältig. Meist stellt ein diverser Gesellschafterkreis kein Problem dar. Anders ist es, wenn durch Streit, krankheitsbedingte Ausfälle oder durch strategische Erwägungen der Wunsch nach Trennung entsteht. Dann stellt man oft fest, dass die Möglichkeiten für das geordnete oder außerplanmäßige Ausscheiden eines Minderheitsgesellschafters begrenzt sind.

Wenn Verkauf keine Option ist

Zunächst bietet sich der Verkauf des Minderheitsanteils an einen externen Dritten an, sofern die verbleibenden Eigentümer nicht über die notwendige Bonität und entsprechende finan­zielle Mittel verfügen, um den Mitgesellschafter auszuzahlen. Ein Verkauf stellt jedoch insbesondere bei Minderheitsanteilen Unternehmer regelmäßig vor größere Herausforderungen. Dazu zählt der Umstand, dass die Auswahl geeigneter Käufer oft überschaubar ist. Zumindest in Deutschland ist der Kreis an professionellen Investoren mit einer Spezialisierung auf Minderheitsbeteiligungen überschaubar. Hinzu kommt, dass ernsthafte Interessenten ggf. mehr mitreden wollen, als den Mehrheitsgesellschaftern lieb ist. Die Aussicht auf zähe, langwierige Verhandlungen über die Preisfindung und die Gesellschaf­terrechte macht einen Verkauf des Anteils des ausscheidenden Gesellschafters daher wenig attraktiv.

Schnelle und diskrete Lösung

Vor diesem Hintergrund kann der Rückkauf durch die bestehenden Gesellschafter häufig eine gute Alternative sein. Als Ausweg aus der Zwickmühle kann ein Kreditfonds dienen, der in der Lage ist, seine Besicherung rein auf die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens sowie den Unternehmenswert abzustellen und damit deutlich flexibler und unternehmerischer als klassische Hausbanken agiert. Dieser Weg garantiert eine schnelle, flexible und vor allem für Familienunternehmen diskrete Lösung, um den verbleibenden Gesellschaftern einen Rückkauf der Unternehmensanteile ganz ohne Verwässerung zu ermöglichen. Die Altgesellschafter profitieren auf diese Weise voll und ganz von der künftigen Entwicklung des Unternehmens.

Die Voraussetzung eines Kreditfonds ähneln denen einer Bankfinanzierung, wobei hier im Rahmen der Due Diligence ein stärkerer Fokus auf die zukünftige Entwicklung und die Einzig­artigkeit des Geschäftsmodells gelegt wird. Weitere Schwerpunkte sind ein ausgewogenes Verschuldungsprofil sowie die Businessplanung des Unternehmens und dessen nachhaltige Ertragskraft.

Typische Vorurteile, wonach Kreditfonds zu teuer wären, lassen sich für solche Situationen leicht widerlegen. Zwar sind Kreditfondslösungen auf den ersten Blick ein wenig teurer als eine klassische Bankfinanzierung. Jedoch werden höhere Kosten durch die ausbleibende Verwässerung der Eigentümerstruktur, die Partizipation an der zukünftigen Performance sowie die Rückgewinnung von Kontrolle aufgewogen. Neben einem gut verhandelten Kaufpreis für die Gesellschaftsanteile im Sinne einer schnellen Lösung profitieren die Partner insbesondere von der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung und der damit verbundenen Wertsteigerung des Unternehmens.

Für die Rückführung bieten sich drei unterschiedliche Möglichkeiten an: Sie erfolgt entweder über die wirtschaftliche Leistungskraft des Unternehmens durch Tilgungsleistungen, über eine Refinanzierung durch traditionelle Banken oder durch einen vollständigen Verkauf.

Beispiel: Pacoma Gruppe

Als Beispiel für die Lösung von Gesellschafterfragen mithilfe eines Kreditfonds sei hier die Pacoma Gruppe genannt. Der Anbieter von Hydraulikzylindern aus Eschwege in Nordhessen hatte sich vor Jahren dazu entschieden, einen Staatsfonds zur Unterstützung mit Kapital, Know-how und Fördermitteln zum Ausrollen einer Internationalisierungsstrategie mit ins Boot zu nehmen. Das Internationalisierungsprojekt lief sehr erfolgreich, doch eines Tages entschied sich der Staatsfonds aus strategischen Gründen und anlässlich des Auslaufens des Förderpro­gramms, sich von allen Minderheitsbeteiligungen zu trennen. Der plötzliche Ausstiegswunsch des Minderheitsgesellschafters stellte die Pacoma Gruppe inmitten einer starken Wachstums­phase vor eine große Herausforderung. Da die Angebote der angesprochenen Kaufinteressenten unter den Erwartungen der Mehrheitsgesellschafter blieben, kam ein Verkauf nicht infrage. Mithilfe eines flexiblen Finanzierungspakets eines Kreditfonds in Höhe von 20 Mio. EUR wurde ein Weg gefunden, um die Anteile des Staatsfonds zurückzukaufen und das Wachstum der Pacoma Gruppe zu sichern.

Kreditfonds stellen eine gute Option dar, um flexibel, diskret und schnell eine Finanzierungslösung für solche Spezialsituationen herbeizuführen. Wie auch im Fall der Pacoma Gruppe wird meist eine endfällige Finanzierungsstruktur gewählt, die der Gesellschaft keinerlei Tilgung während der Laufzeit abverlangt. Bislang befindet sich die Kreditfondslösung allerdings noch nicht im Werkzeugkasten aller Finanzchefs, Finanzierungsberater und sons­tiger Unternehmervertrauten, um für solche Fälle eine gute Alternative zum Verkauf anbieten zu können.

Illustration: 123rf.com/lemonoff

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