Wer finanziert Mittelständler in der Krise?

Beitrag von: Carl-Jan von der Goltz
21. April 2020

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie legen nahe: Mittelständler sollten in Sondersituationen nicht nur auf staatliche Unterstützung und klassische Hausbanken setzen.

Ganze Branchen sind durch die Corona-Krise vorübergehend zum Stillstand gekommen. Andere kämpfen mit Lieferengpässen, weggebrochenen Aufträgen oder Zwangsschließungen. Um die wirtschaftlichen Folgen etwas einzudämmen, hat der Staat ein milliardenschweres Hilfsprogramm aufgelegt. Dazu gehören auch Schnellkredite der KfW. Diese können jedoch nicht direkt über die Förderbank beantragt, sondern müssen über die Hausbank vermittelt werden. Dabei berichteten Unternehmer immer wieder von Verzögerungen. Der Grund: Anfangs übernahm der Staat die Ausfallrisiken nur zu 90 Prozent. Das war vielen Banken zu wenig, sie befürchteten gerade bei Unternehmen ohne Topbonität Einbußen und brachten ihre Risikoprüfungen in Gang. Deshalb stauten sich, Berichten zufolge, die Anträge in einer Ausnahmesituation, die eigentlich Schnelligkeit und Bürokratievermeidung erforderte. Mittlerweile kann der Staat zwar zu 100 Prozent haften, aber nur bis zu einer gewissen Darlehenshöhe. Ob dies Entspannung bringt, bleibt abzuwarten. Denn es ist nicht klar, ob und wie lange die staatliche Unterstützung reichen wird.

Die aktuelle Finanzierungslandschaft

Das Zögern der Banken in der jetzigen Krise setzt eine Entwicklung fort, die manche Berater und Unternehmer schon länger beobachten: Betriebe in Sondersituationen, ohne optimale Bonität, haben vermehrt Probleme, an Darlehen zu kommen. Dies zeigt auch das „16. FINANCE Restrukturierungsbarometer“ des FINANCE-Magazins. Hiernach prüften 52 Prozent der befragten Experten aus den Workout-Abteilungen der Banken neue Kreditvergaben derzeit kritischer. Die direkte Folge davon seien in einem Drittel der Fälle strengere Covenants und gestiegene Dokumentationsverpflichtungen für die Unternehmen. Besonders schwierig für viele Mittelständler: 22 Prozent der Befragten schließen mittlerweile problematische Branchen generell von der Kreditvergabe aus. Bei der Befragung im Herbst 2019 taten dies lediglich 13 Prozent. Auch bestehende Darlehen sind alles andere als sicher: Nur 36 Prozent der Befragten sehen eine Bereitschaft der Banken, Unternehmen auch in der Krise weiter zu finanzieren. Bei der vorherigen Erhebung waren es noch 43 Prozent. Mehr als die Hälfte der Restrukturierungsexperten geht überdies davon aus, dass Banken sogar eher Abschreibungen bei bestehenden Kreditarrangements in Kauf nehmen werden, als sich weiter zu engagieren.

Aber wie so oft, wenn sich eine Tür schließt, geht anderswo eine neue auf: Alternative Modelle wie Factoring, Lagerfinanzierung, Fintech-Kredite oder Leasing ermöglichen auch in unsicheren Zeiten Handlungsspielraum. Und laut Beobachtern werden sich mittelständische Unternehmer dieser Optionen immer mehr bewusst.

Sale & Lease Back als Kriseninstrument

Zu den Finanzierungsalternativen zählt auch Sale & Lease Back (SLB). Das objektbasierte Modell hilft mittelständischen Produzenten, frische Liquidität durch reine Innenfinanzierung zu erzeugen. Dazu werden werthaltige, mobile und fungible Maschinen-, Anlagen- oder Fuhrparks vom Mandanten an einen Finanzierungspartner verkauft und sofort zurückgeleast. So können stille Reserven gehoben und kurzfristig Liquidität für akute Notmaßnahmen freigemacht werden. Das deckt auch Restrukturierungen, Sanierungen oder den Neustart nach der Krise ab. SLB ist für solche Sondersituationen prädestiniert, da es bonitäts- und bankenunabhängig funktioniert. Und es ist schnell: Von der ersten Anfrage bis zur Auszahlung des Kaufpreises vergehen in der Regel nur wenige Wochen. Während dieses gesamten Ablaufs muss zudem keine Maschine und kein Fahrzeug den Standort verlassen.

Lagerfinanzierung – Kredite auf Objektbasis

Auch eine Lagerfinanzierung kann in bewegten Zeiten für schnell verfügbare Liquidität sorgen. Dazu wird oft ungenutztes Potenzial ausgeschöpft. Denn mittelständische Mandanten haben oftmals viel Kapital im Unternehmen gebunden: Maschinen, handelbare Rohstoffe oder wertbeständige und sekundärmarktfähige Fertigwaren. Diese Assets können genutzt werden, um Kredite für den Betrieb zu besichern. Die Tauglichkeit und der letztliche Beleihungswert der Objekte wird individuell durch den Finanzierungspartner ermittelt. Dazu erfolgen eine umfangreiche Bestandsaufnahme der gelagerten Güter und eine Betrachtung des Warenumschlags der zurückliegenden Monate. Steht die Lagerfinanzierung, eignen sich solche Darlehen ebenfalls in Sondersituationen oder für flexible Brückenfinanzierungen – beispielsweise um unvorhergesehene Ereignisse oder Saisoneffekte abzufedern.

Illustration: 123rf/troyzen

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