Digitalisierungsgrad wird zum maßgeblichen Erfolgsfaktor

Beitrag von: Marc Morawietz
30. November 2022

Die Digitalisierung macht Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen leistungsfähiger, serviceorientierter und krisenfester. Warum aber Anwälte und Inhouse-Juristen gleichwohl unter erhöhtem Druck stehen und wie sie den diversen Herausforderungen begegnen, bringt die aktuelle Studie „Future Ready Lawyer 2022“ auf den Punkt.

Welche Entwicklungen werden in den kommenden drei Jahren die größten Auswirkungen auf den Rechtsmarkt haben? 751 Juristen aus Europa und den USA sehen laut der Studie „Future Ready Lawyer 2022“ vor allem drei wichtige Trends: die steigende Bedeutung von Legal Tech sowie die Bewältigung der zunehmenden Menge und Komplexität von Informationen und die Erfüllung der sich ändernden Erwartungen von Mandanten (jeweils 79 Prozent). Allerdings: Nur 36 Prozent oder weniger der Befragten geben an, dass ihre Kanzlei bzw. ihre Rechtsabteilung derzeit sehr gut darauf vorbereitet ist, um mit diesen Trends Schritt zu halten.

Nachfrage nach ESG-Beratung steigt

Insbesondere für Rechtsanwälte in Kanzleien hat das Entstehen neuer, wachsender Rechtsgebiete eine hohe Bedeutung. An erster Stelle der Prioritätenliste stehen hier Aspekte rund um das Thema Compliance, bzgl. Umwelt-, Sozial- und Governance-Regelungen (ESG) sowie der Datenschutz. Etwa jeder zweite Unternehmensjurist oder Anwalt in einer Kanzlei gibt an, dass die Nachfrage nach ESG-Beratung im vergangenen Jahr gestiegen ist. Nur jeder Dritte nimmt indessen für seine Einheit in Anspruch, diese Bereiche auch kompetent managen zu können. Und diese Diskrepanz dürfte noch weiter zunehmen, erwarten doch 59 Prozent der Anwälte eine steigende Nachfrage nach ESG-Beratung in den kommenden drei Jahren. Nur 20 Prozent der Kanzleien schätzen sich hierbei als sehr gut vorbereitet ein.

Herausforderung: Recruiting

Rechtsabteilungen wie Anwaltskanzleien fällt es nach wie vor schwer, ausreichend qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten. Nur ein Drittel der Rechtsabteilungen sieht sich sehr gut darauf vorbereitet, juristisches Personal einzustellen bzw. zu halten; für das Recruiting von Technik-Personal sieht es kaum besser aus. Kanzleien sind nach eigener Einschätzung sogar schlechter beim Legal Recruitment aufgestellt als Rechtsabteilungen. Schwierig ist auch das Anwerben bzw. Halten von Mitarbeitern im Bereich Technologie. Dabei ist der vermehrte Einsatz von Technologie für potenzielle Bewerber interessant und könnte insofern die Talentgewinnung erleichtern: 87 Prozent der Unternehmensjuristen und 83 Prozent der Anwälte in Kanzleien wollen für eine Organisation arbeiten, die innovative Technologien einsetzt. Dass die entsprechenden Angebote ihrer Arbeitgeber aber tatsächlich ausreichend sind, finden nur 37 Prozent der Befragten in Rechtsabteilungen und lediglich 34 Prozent in Kanzleien. Geschaut wird dabei nicht nur auf die Ausstattung der Büros: Rund 70 Prozent erwarten, dass sie zukünftig zumindest teilweise oder sogar ganztägig im Home Office arbeiten können.

Technik beeinflusst die Mandant-Kanzlei-Beziehung

Des Weiteren werden sich die technischen Möglichkeiten, über die eine Kanzlei verfügt, immer stärker darauf auswirken, wie Mandanten ihre bestehenden und künftigen Kanzleibeziehungen bewerten. So geben bereits neun von zehn Rechtsabteilungen an, dass die Kanzleien, mit denen sie zusammenarbeiten, Technologien zur Produktivitäts- und Effizienzsteigerung nutzen sollten. 70 Prozent der Rechtsabteilungen verlangen bereits heute von den Kanzleien, die sie für eine Zusammenarbeit in Betracht ziehen, eine Beschreibung der eingesetzten Technologien, um produktiver und effizienter arbeiten zu können. Innerhalb der nächsten drei Jahre planen nahezu alle Rechtsabteilungen, dies zum Standard zu machen. Viele Kanzleien reagieren bereits auf die steigenden Erwartungen vonseiten der Mandanten: 57 Prozent investieren den Angaben zufolge in neue Technologien zur Unterstützung des Kanzleibetriebs und der Mandatsarbeit.

Grundsätzlich zufrieden

Unterm Strich haben sich die Beziehungen zwischen Mandanten und Kanzleien positiv entwickelt. So geben 55 Prozent der befragten Rechtsabteilungen an, dass sich die Beziehungen zu ihrer Kanzlei seit der Zeit vor der Pandemie verbessert haben. 43 Prozent sagen, dass sie aktuell mit ihrer Kanzlei sehr zufrieden sind, im Vergleich zu 30 Prozent im Jahr 2021. Gleichwohl ist die aktuelle Zufriedenheit keine sichere Bank, wenn es um die langfristige Fortsetzung der Mandatsbeziehung geht: Nur durch neue und bessere Kompetenzen im Bereich Technologie können Organisationen eine größere Krisenfestigkeit, bessere Mandantenbeziehungen und einen höheren Output erreichen.

Die Studie „Future Ready Lawyer 2022: Den Wandel anführen“ kann kostenlos heruntergeladen werden.

Illustration: 123rf.com/aaggraphics

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