Dass ein qualifiziert besetzter Beirat zur Sicherung der Zukunft eines Unternehmens beiträgt, hat sich bei Unternehmerfamilien längst herumgesprochen. Doch die Zusammensetzung und die Qualität des Beratungsgremiums könnten viel besser sein.
Laut einer aktuellen Studie von PwC und der Intes Akademie für Familienunternehmen verlassen sich über 80 Prozent der rund 250 befragten Familienunternehmen auf die Expertise eines Beratungs- bzw. Kontrollgremiums. Vor etwa 20 Jahren waren es noch weniger als 40 Prozent. Dass die Bedeutung von Beiräten in Familienunternehmen zugenommen hat, ist grundsätzlich zu begrüßen. Die Studie zeigt aber auch, dass die Mitglieder in Beiräten im Schnitt zu alt sind. Außerdem finden sich in den Beiräten zwar betriebliches Wissen und eine gewisse Kompetenz für Strategiefragen, vielen Beiräten fehlt aber nach wie vor die Kompetenz bspw. beim Thema Digitalisierung.
Eine weitere Schwäche von Beiräten in Familienunternehmen ist die zunehmende Dominanz der Familie: Stellte die Unternehmerfamilie vor sieben Jahren noch zwei Drittel der Beiräte, sind es heute über 80 Prozent. Bei Vertretern aus der Familie werden laut Studie deutlich geringere Anforderungen an die fachliche Qualifikation gestellt als bei externen Beiratsmitgliedern. Bei einem Drittel der befragten Unternehmen hat die Unternehmerfamilie sowohl in der Geschäftsführung als auch im Beirat den Vorsitz. Auch hier gibt es unter dem Gesichtspunkt einer unabhängigen externen Kontrolle noch viel Luft nach oben.
Besonderheiten von Familienunternehmen
Beiräte unterliegen keinerlei gesetzlichen Vorschriften und sind daher frei gestaltbar. Sie können beratenden oder kontrollierenden Charakter haben. Bei der Aufstellung von Beiräten in Familienunternehmen sind die unterschiedlichen Interessenslagen zu berücksichtigen. Diese ergeben sich aus möglichen Gegensätzen von Familien- bzw. Gesellschafterinteressen und Unternehmensinteressen.
Zielsetzung eines Beirats kann z.B. die Überwachung und Kontrolle der externen Geschäftsführer sein oder das Einbringen von zusätzlichem Know-how oder der Ausgleich unterschiedlicher Gesellschafterinteressen. So sollten sich die Gesellschafter eines Familienunternehmens vor der personellen Ausgestaltung zunächst über die Aufgaben ihres Beirats einig sein. Gerade bei einem komplexeren Gesellschafterkreis ergibt sich die Notwendigkeit, dass ein Beirat die Geschäftsführung kontrolliert und bei bestimmten Geschäften ihre Kompetenzen begrenzt. Der Beirat hat in solchen Fällen die vornehmliche Aufgabe, die Ordnungsmäßigkeit der Unternehmensführung sicherzustellen. Ein eher beratender Beirat unterstützt hingegen die Geschäftsführung vor allem in strategischen Fragestellungen. Dies kann insbesondere hilfreich sein, wenn sich die Geschäftsführung aus eher noch jüngeren Familienmitgliedern zusammensetzt.
Empfehlungen für ein erfolgreiches Beiratsgremium
Nachfolgend werden einige „Spielregeln“ genannt, bei deren Beachtung ein Beirat für Familienunternehmen zu einem Erfolgsmodell werden kann:
- Bei der Auswahl der Beiratsmitglieder stehen unternehmerische Kompetenzen, Integrität und Loyalität sowie die Bereitschaft zum Engagement im Vordergrund. Beiräte müssen materiell, emotional und persönlich unabhängig sein.
- Ein Beiratsmitglied sollte ausreichend Zeit mitbringen, um sich gewissenhaft mit den relevanten Themen im Unternehmen befassen zu können. Der zeitliche Aufwand für eine verantwortungsbewusste Mandatstätigkeit hat auch in Beiräten von Familienunternehmen in jüngster Zeit deutlich zugenommen.
- Die Besetzung des Beirats mit Beratern, die dem Unternehmen nahestehen, kann zu Interessenskonflikten führen. Diesem Personenkreis fehlt es darüber hinaus oft an der für die Gremienarbeit erforderlichen operativen Erfahrung.
- Die Vergütung der Beiratsmitglieder sollte den Anforderungen, die an sie gestellt werden, angemessen sein. Lieber einen qualifizierten Beirat mit wenigen Personen besetzen und seine Mitglieder adäquat honorieren. Als Richtschnur kann der Tagessatz von vergleichbaren Beratern dienen.
- Beiratsmitglieder sollten, auch wenn sie keine operative Verantwortung (mehr) tragen, mit den aktuellen Branchen- und Marktentwicklungen hinreichend vertraut sein. Zudem ist eine angemessene Weiterbildung Bestandteil einer qualifizierten Beiratstätigkeit. Prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind eher nicht für die Besetzung von Beiräten in Familienunternehmen geeignet.
Lotse in anspruchsvollem Umfeld
Richtig besetzt, hilft der Beirat, das unternehmerische Vermögen zu erhalten und zu mehren. In Zeiten sich immer rascher verändernder Rahmenbedingungen und auch disruptiver Umbrüche gilt es, die Robustheit der Unternehmensstrategie regelmäßig gegenüber solchen exogenen Einflüssen zu hinterfragen. Diese Fähigkeit von Beiräten, Entwicklungen zu antizipieren, muss eine Kernkompetenz sein, denn sie entscheidet mit über Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens.
Illustration: Stefanie Schwary