M&A-Transaktionen absichern

Beitrag von: Markus Rasner
30. April 2020

Warranty & Indemnity-Versicherungen gehören inzwischen zum Standardrepertoire bei Unternehmenstransaktionen. Sie bieten gerade für den Verkäufer zahlreiche Vorteile. Einige Besonderheiten sind jedoch zu beachten.

Die Verhandlungen zu Verkäufergarantien und möglichen Freistellungen durch den Veräußerer stellen regelmäßig einen Schwerpunkt bei Unternehmensverkäufen dar. Hierbei entsteht ein klassisches Dilemma: Der Verkäufer möchte nach dem Verkauf möglichst „seine Ruhe“ haben und sein Haftungsrisiko minimiert wissen. Der Käufer hingegen wünscht möglichst weitreichende Haftungszusagen zur Absicherung. Diese Interessensgegensätze lassen sich durch eine gut vorbereitete Versicherungslösung (Warranty & Indemnity, W&I) ausgleichen.

Versicherungsnehmer ist i.d.R. der Käufer. Durch die W&I-Police tritt der W&I-Versicherer an die Stelle des Verkäufers als Haftungsgegner für allfällige Ansprüche aus Garantieverletzungen oder Freistellungsansprüchen. Vielfach wird die W&I-Police seitens des Verkäufers bereits mit dem W&I-Versicherer vorverhandelt und dann den aussichtsreichsten Bietern im Verkaufsprozess präsentiert.

Vorteile – für beide Seiten

Für den Verkäufer bietet eine W&I-Versicherung vor allem zwei Vorteile: Zum einen kann er das Unternehmen ohne spürbare Haftungsobergrenzen veräußern und durch die Abwälzung des Haftungsrisikos auf den Versicherer einen „clean exit“ erreichen. Zum anderen hat er nach dem Verkauf den vollen Kaufpreis zu seiner freien Verfügung und muss nicht darum bangen, ob über aufwendige Treuhandlösungen zur Sicherung einbehaltene Beträge nach Ablauf der Verjährungsfristen schließlich doch noch an ihn ausgezahlt werden.

Aber auch für den Käufer ist eine Versicherungslösung vorteilhaft: Trotz des sehr verkäuferfreundlichen Marktumfelds kann er einen üblichen Garantiekatalog vereinbaren. Ein versicherungsgestützter Aufschlag stellt außerdem aus Sicht des Verkäufers im Auktionsprozess ein attraktiveres Angebot dar, sodass es die Chancen für den Zuschlag erhöht. Im Schadensfall hat der Käufer zudem einen solventen Schuldner, der die Schadensregulierung professionell betreibt.

Auch für den Fall, dass bei einer Nachfolgelösung der veräußernde Unternehmer eine Minderheitsbeteiligung zurückbehält und übergangsweise als Geschäftsführer weiterwirkt, kann sich eine W&I-Versicherung positiv auswirken: Sollte es zu Streitigkeiten nach dem Verkauf kommen, spielen sich diese nicht zwischen den Gesellschaftern ab, sondern werden auf einen Dritten, den W&I-Versicherer, ausgelagert. Dies hilft, die persönlichen Beziehungen zwischen den Gesellschaftern nicht zu stark zu belasten und den Fokus auf den künftigen Geschäftsbetrieb zu richten.

Schnelligkeit im Prozess

In der Praxis zeigt sich zudem, dass W&I-Versicherungen eine schnellere Abwicklung von Transaktionen möglich machen. Weil der Verkäufer das Haftungsrisiko auf einen Dritten auslagern kann, ist er eher bereit, Garantien zu akzeptieren. Zu beachten sind hier allerdings die Grenzen des Haftungsausschlusses bei einer verbleibenden Arglist- und Vorsatzhaftung. Umgekehrt sieht sich der Käufer einem liquiden Haftungsgegner gegenüber, sodass auch er einer gemeinsamen Lösungsfindung offener gegenübersteht. Dadurch ersparen sich die Parteien langwierige Garantieverhandlungen und die Transaktion verläuft insgesamt schneller.

Voraussetzung dafür ist stets eine gute Vorbereitung, die beim Verkäufer beginnt. Damit der Käufer bei der Endverhandlung der W&I-Police kurz vor dem Signing der Transaktion keine Überraschungen erlebt, ist es besonders wichtig, die Due Diligence sorgfältig zu planen und durchzuführen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Verzahnung mit der verkäuferseitig durchgeführten Due Diligence. Im Angesicht der aktuellen Corona-Krise ist hier vor allem darauf zu achten, dass deren Auswirkungen auf das Target durch den Käufer hinreichend gewürdigt werden, beispielsweise im Hinblick auf die Lieferketten, die Einhaltung entsprechender Maßnahmen zum Arbeitsschutz oder den Umfang des Versicherungsschutzes. Das Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen der Due Diligence, dem Garantienkatalog sowie den einschlägigen Haftungsregelungen im Kaufvertrag und der W&I-Police ist wesentlich für den erfolgreichen Abschluss einer M&A-Transaktion.

Hohe Bewertung, reduzierte Haftung

Unter dem Strich überwiegen die Vorteile: Mit dem Abschluss einer W&I-Versicherung nehmen Verkäufer nicht nur Spannungen aus den Vertragsverhandlungen. Sie können im aktuell verkäuferfreundlichen Marktumfeld auch eine hohe Bewertung für ihr Unternehmen erzielen und gleichzeitig die Haftung für elementare Risiken aus dem Kaufvertrag auf ein Minimum reduzieren.

Illustration: 123rf.com/pirina

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