Strukturierung der Akquisitionsfinanzierung bei KMU-Transaktionen

Beitrag von: Kai Hesselmann
30. Mai 2022

Mit Stapled Finance lassen sich Unternehmenskäufe und -verkäufe schneller und effizienter realisieren. Bislang kommen strukturierte Finanzierungen allerdings nur bei großen Transaktionen zum Einsatz. Dank technologiebasierter Matching-Lösungen erhalten nun auch kleine und mittlere Unternehmen Zugang.

Wer einmal an einem Unternehmensverkauf beteiligt war, weiß: Die Finanzierung gehört zu den kritischen Erfolgsfaktoren einer Transaktion und stellt ein wesentliches Kernelement des gesamten M&A-Prozesses dar. Sie entscheidet vielfach erst über die „Transaction Feasibility“ und ist eng mit der Kaufpreisfindung verknüpft.

Für den Verkäufer spielt nicht nur die Höhe des Verkaufspreises eine wichtige Rolle, sondern auch die Gewissheit, dass die Summe vom Käufer gezahlt wird. Neben der Maximierung des Verkaufspreises ist damit die Transaktionssicherheit das zweite Ziel des Verkäufers. Und drittens ist dieser an einer geringen Haftung interessiert. Der Vollzug der Transaktion beendet für ihn im Idealfall den Verkaufsprozess.

Stapled Finance erhöht Transaktionssicherheit

Vor dem Hintergrund dieser Anforderungen und um die Erfolgschancen des Unternehmensverkaufs zu erhöhen, kann „Stapled Finance“, auch „Staple Financing Package“ genannt, die Akquisitionsfinanzierung sinnvoll strukturieren. Der Begriff „Stapled Finance“ lässt sich im Deutschen in etwa mit „beigeheftete Finanzierung“ übersetzen. Im Investmentbanking wird damit ein Finanzierungspaket bzw. eine Finanzierungszusage bezeichnet, die im Rahmen von Unternehmensverkäufen durch Banken oder Finanzinvestoren im Auftrag des Verkäufers arrangiert und möglichen Käufern unverbindlich und schriftlich zur Verfügung gestellt werden.

Stapled Finance verringert somit das Risiko, dass die Finanzierung nicht zustande kommt oder dass die Verkaufsbedingungen während der Verhandlungen mit den Kreditgebern der Käuferseite nach der Auktion angepasst werden müssen. Dieses Risiko besteht insbesondere bei institutionellen Investoren, da diese bei Übernahmen i.d.R. im Rahmen von Leverage-Buy-outs (LBOs) große Anteile der Kaufsumme fremdfinanzieren. Ein Stapled-Finance-Prozess ermöglicht es dem Verkäufer zudem, die Finanzierbarkeit des gewünschten Kaufpreises am Markt zu testen.

Aus Käufersicht spricht für diese Akquisitionsfinanzierung, dass die Bedingungen häufig attraktiver sind als die angebotenen Konditionen anderer Kreditgeber. Hinzu kommt, dass es bei Käufern oftmals an eigenen LBO-Ressourcen oder entsprechender Expertise mangelt. Daher werden M&A-Berater unter relativ gleichen Bedingungen tendenziell einen Bieter bevorzugen, der dem Stapled-Finance-Paket zustimmt.

Positiver Effekt auf Beraterhonorare

Auch aus der Sicht der Berater und Finanziers ist Stapled Finance interessant: Durch die Aufnahme des Finanzierungspakets in den Verkaufsprospekt können Berater bereits zu Beginn des Verkaufsprozesses Interesse und Vertrauen seitens der Finanziers signalisieren. Synergien zwischen Beratungs- und Finanzierungsteams können zudem zu Kosteneinsparungen bei der Akquisitionsfinanzierung führen. Bei einem Sell-Side-M&A-Mandat liegen die typischen Beratungsgebühren bei ca. drei Prozent des erzielten Kaufpreises, bei Corporate-Finance-Mandaten werden i.d.R. zwei Prozent des Finanzierungs-/Transaktionsvolumens berechnet.

Multidimensionales Netzwerk

Herausfordernd für alle Beteiligten sind allerdings die Qualität und die Quantität des Kooperationsnetzwerks. Denn generell gilt: Je größer und aktiver das Netzwerk, desto größer die Erfolgswahrscheinlichkeit der Transaktion. Bislang war es für KMU schwierig, sich schnell und unkompliziert einen Überblick über die Anbieter unterschiedlicher Finanzierungen und deren Konditionen zu verschaffen. Hier bieten technologische Lösungen wie bspw. M&A-Mat­ching-Plattformen viel Potenzial. Digitale Matching-Plattformen identifizieren nicht nur potenzielle Zielunternehmen bzw. interessierte Käufer und Verkäufer. Sie verschaffen darüber hinaus Mittelständlern Zugang zu einem multidimensionalen Stapled-Finance-Netzwerk. So können Verkäufer bspw. auf einen Pool potenzieller Finanzierungspartner zugreifen, der sich u.a. aus Kreditinstituten, Banken und Sparkassen, Leasing- und Factoring-Finanziers und Mezzanine-Gebern zusammensetzt. Durch die Kombination verschiedener Finanzie­rungsinstrumente wie bspw. Senior Loan, Junior Loan oder Mezzaninekapital können der Eigenkapitaleinsatz und das Risiko reduziert werden. Die mögliche Deal-Struktur wird bereits in der Frühphase der Transaktion so gestaltet, dass sich das Besicherungspotenzial, d.h. der Wert aus Vermögensgegenständen, die dem Finanziers als Sicherheit überschrieben werden, optimal nutzen lässt. Dies erhöht die Chance, eine Zusage für eine höhere Finanzierung zu erhalten.

Neben den genannten Finanzierungspartnern ist dieses Netzwerk auch für Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwälte interessant, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen Mehrwert während und nach einer M&A-Transaktion anbieten.

Illustration: 123rf.com/samuraitop

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