Private-Equity-Investoren beteiligen sich an aussichtsreichen Unternehmen und verfolgen damit größtenteils eine Buy-and-Transform-Strategie, die eine nachhaltige Wertsteigerung eines Unternehmens zur Folge haben soll. Für die Akquisition einer Firma wird dabei häufig Fremdkapital hinzugezogen. Ein praktischer Baustein für einen solchen M&A-Finanzierungsmix können unbesicherte Fintech-Kredite sein.
Einer aktuellen Studie von Alvarez & Marsal zur transformativen Wertschöpfung bei Private-Equity-Finanzierungen zufolge wird die Zahl der abgeschlossenen PE-Deals dieses Jahr weiter auf einem Rekordhoch verbleiben. Dieses Ergebnis wird von einer Untersuchung von Rödl & Partner bestätigt, die darüber hinaus anmerkt, dass die Investoren heutzutage für jegliche Regionen und Branchen offen sind. Zudem steuern die PE-Häuser vermehrt fachliches Know-how für erforderliche Transformationsprozesse wie etwa Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Umstrukturierungen bei. Gleichzeitig zeigen die Studien, dass PE-Investoren bei ihren Transaktionen zunehmend unter Zeitdruck stehen, um Wertsteigerungsprogramme zeit- und kosteneffizient umzusetzen. Denn der Zeitraum, innerhalb dessen eine Wertsteigerung erfolgen und die Unternehmensanteile des PE-Hauses wieder verkauft werden sollen, hat sich verkürzt – auf mittlerweile drei bis fünf Jahre. Laut der Unternehmensberatung McKinsey sind insbesondere die ersten 100 Tage wichtig, um die Grundlagen für eine Wertsteigerung zu legen.
M&A-Prozesse: Was gibt es zu beachten?
Bereits im Akquisitionsprozess stehen die Finanzinvestoren häufig unter Zeitdruck. Schließlich kommt es bei M&A-Prozessen auf eine strukturierte und organisierte Prozessabwicklung, eine gründliche Prüfung und Bewertung sowie eine stringente Kommunikation und Verhandlung an. So können potenzielle Dealbreaker im Vorhinein identifiziert und behoben werden. Neben dem detaillierten Zeitplan, der konkreten Zielsetzung, Strategie und Machbarkeitsanalyse muss auch die Due Diligence sitzen. Darüber hinaus müssen die Finanzierungsplanung und die Ansprache passender Finanzierungspartner bedacht werden. Spätestens wenn Vertragsverhandlungen anstehen, ist eine konkrete Finanzierungszusage wichtig: Nicht selten scheitern M&A-Deals – gewissermaßen in letzter Sekunde – an der fehlenden Transaktionsfinanzierung, insbesondere, da Banken seit geraumer Zeit zurückhaltender und risikoaverser in Finanzierungsfragen sind.
Herausforderungen bei der Kapitalbeschaffung
Da bei M&A-Prozessen oftmals ein Finanzierungsmix aus verschiedenen Bausteinen wie Bankkrediten, Eigenkapital und alternativen Finanzierungsansätzen gebräuchlich ist, müssen PE-Häuser die Kooperation mit den verschiedenen Partnern zeitnah und situationsgerecht abstimmen. Jedes Finanzierungsmodell geht dabei mit unterschiedlichen Anforderungen einher, die für eine Zusage zu erfüllen sind. Zudem sind ein zügiges Handeln und schnelle Auskünfte beim Aufstellen der Finanzierungsoptionen essenziell, da sich bei Bedarf rasch nach Alternativen umgesehen werden muss, bevor ein anderer Käufer den anvisierten Betrieb übernimmt.
Entscheidend ist also ein ineinandergreifender Finanzierungsplan, der sowohl die eigenen Ziele und die Target-spezifischen Anforderungen als auch die Interessen der beteiligten Kapitalgeber berücksichtigt.
Schnelligkeit zählt
Alternative Finanzierungen – etwa in Form von unbesicherten Krediten – werden häufig über Fintech-Unternehmen arrangiert. Diese vereinen in ihrem Geschäftsmodell Technologie mit Finanzexpertise, um mit automatisierten Softwarelösungen einen unkomplizierten Finanzierungsablauf zu gewährleisten. Dabei reicht das Spektrum von Websites für Kreditvergleiche über Matching-Portale bis zu Kreditplattformen mit eigener Finanzierungslösung. Bei Anbietern digitaler Finanzierungslösungen sind Aussagen bezüglich der Kreditaussichten meist innerhalb kürzester Zeit möglich. Die fachliche Expertise eines Fintechs unterstützt außerdem dabei, die künftigen Erfolgsaussichten eines Geschäftsmodells zu beurteilen: Die kritische Prüfung eines M&A-Projektes durch die Analysten kann eine nützliche Ergänzung zur Due Diligence des PE-Hauses sein.
Unbesicherte Fintech-Kredite bieten den Vorteil, keine Sicherheiten eines Unternehmens zu beanspruchen. Dadurch bleiben diese bei M&A-Deals als Hebel etwa für zusätzliche Bankkredite frei. Auch Asset-Light-Transaktionen sind so möglich. Neben der Finanzierung eines M&A-Prozesses sind unbesicherte Kredite auch eine Option, um erforderliche Betriebsmittel oder das Wachstum des erworbenen Unternehmens zu finanzieren. Das kommt z.B. bei einem Carve-out zum Tragen. Wird ein Betriebsteil aus einem Konzern herausgelöst, hat dieser oftmals keine eigene Finanzabteilung mit entsprechenden Unterlagen und unabhängigen Zahlen zu den vergangenen Geschäftsjahren. Das macht die Kreditprüfung durch eine klassische Bank schwierig.
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