Vom Unternehmervertrauten zum Gesellschafter-Partner

Beitrag von: Laurent Müller
15. Mai 2019

Warum etablierte Berater des Unternehmens während und nach dem Unternehmensverkauf auch für Finanzinvestoren wichtig sind.

Zwischen Unternehmern und Unternehmervertrauten bestehen oft eine langjährige Geschäftsbeziehung und ein besonderes Vertrauensverhältnis. So geht mit einem Gesellschafterwechsel nicht selten die Befürchtung einher, dass die Dienste der altgedienten Berater schon bald nicht mehr in Anspruch genommen werden könnten. Besonders oft sind diese Vorbehalte gegenüber Beteiligungsunternehmen zu beobachten: Gerade Wirtschaftsprüfer bzw. Steuerberater, die oftmals als ausgelagerte Finanzabteilung eines Unternehmens fungieren, neigen dazu, Übernahmen durch strategische Investoren zu favorisieren. Was dabei oft vergessen wird: Eben jene Strategen verfügen meist über große eigene Finanz- und Controlling-Abteilungen sowie Inhouse-Juristen, die nach einer Übernahme externe Berater obsolet machen können. Beteiligungsunternehmen dagegen, die sich nicht als operative Manager sehen, erbringen selbst keine administrativen Tätigkeiten für ihre Portfoliounternehmen und ziehen daher auch keine Kapazitäten ab. Wenn das Beteiligungsunternehmen allerdings vornehmlich in erfolgreiche Unternehmen mit einem starken Netzwerk von Beratern investiert, besteht ein großes Interesse daran, die mit den Unternehmervertrauten über Jahre hinweg aufgebauten, gut funktionierenden Prozesse langfristig beizubehalten und über alle Beteiligungsphasen weiterzuentwickeln – gemeinsam mit den Unternehmervertrauen.

Garant für Verlässlichkeit im Verkaufsprozess

Die neue Partnerschaft gilt aber nicht nur für die Zukunft: So begleiten die etablierten Wirtschaftsprüfer, Steuerexperten und Anwälte den Unternehmer als Transaktionsneuling während des gesamten komplexen Verkaufsprozesses mit der nötigen Ruhe und Ordnung. Für den Investor wiederum sind vollständige und korrekte Unterlagen für die Financial, Tax und Legal Due Diligence sowie eine angemessene Transaktionsdokumentation essenziell für eine verantwortungsvolle Investitionsentscheidung. Den Unternehmervertrauten kommt hier bei der Vorbereitung und Aufbereitung der Informationen eine Schlüsselfunktion zu. Auch in den Vertragsverhandlungen spielen sie eine entscheidende Rolle, da sie die meist technischen Aspekte der Transaktion für den Unternehmer verständlich aufbereiten und die Anforderungen und Bedürfnisse des Investors genau einordnen können. Beim eigentlichen Unternehmenskaufvertrag kann die Vielzahl an Einzelaspekten den Unternehmer verunsichern – die Unternehmervertrauten bilden dann die nötige Brücke. Als Experten und Vertrauenspersonen kennen sie den Unternehmer und das Unternehmen seit Jahren, verstehen gleichzeitig aber auch die Bedürfnisse des Investors und können auf beiden Seiten für Verständnis sorgen.

Nach dem Verkauf gemeinsam erfolgreich

Wer als neuer Gesellschafter auf Langfristigkeit und damit auf Kontinuität setzt, hat großes Interesse daran, dass die Unternehmervertrauten auch nach der Transaktion an Bord bleiben und ihre jahrelange Erfahrung einbringen. Gerade wenn der Alteigentümer weiterhin am Unternehmen beteiligt bleibt, kann die bewährte Zusammenarbeit mit seinen Beratern fruchtbar sein. Dabei können die Unternehmervertrauten auch zu Partnern des neuen Eigentümers werden: Wenn der neue Gesellschafter sich nicht nur als passiver Kapitalgeber sieht, steht er dem Unternehmen im Idealfall mit einem Expertennetzwerk und langjähriger Finanzierungsexpertise zur Seite, unterstützt bei der Institutionalisierung sowie dem Ausbau von Strukturen und Prozessen. Dies kann eine Intensivierung der Arbeitsbeziehung mit den Beratern bedeuten – etwa im Rahmen der Einführung neuer Standards wie der Erstellung der Jahresabschlüsse oder der Einführung von monatlichen Reports. Und weil kleinere Kanzleien insbesondere in der „busy season“ oftmals an der Kapazitätsgrenze arbeiten, können ihnen auf Wunsch wiederum Berater aus dem Netzwerk entlastend zur Seite gestellt werden. Zugleich haben kleinere und mittelständische Kanzleien und Wirtschaftsprüfer die Möglichkeit, selbst Teil des Expertennetzwerks des Investors zu werden: Statt einem Austausch der Unternehmervertrauten strebt ein Beteiligungsunternehmen idealerweise vielmehr deren Einbindung in sein Netzwerk an, da erfahrene und gut vernetzte Berater eine der wichtigsten Quellen für Transaktionen darstellen. Wer an einer besonders engen Partnerschaft interessiert ist, engagiert sich für einen beständigen Dialog mit den Beratern und einen regelmäßigen Austausch.

Bildquelle: 123rf.com/iconisa

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