Viele Unternehmensnachfolgen scheitern an der Finanzierung

Beitrag von: Daniel Bartsch
21. August 2019

Den richtigen Nachfolger für das eigene Unternehmen zu finden ist schwer genug. Wenn die Unternehmensübergabe dann an der passenden Finanzierung scheitert, ist das mehr als ärgerlich.

Dass es derzeit an potenziellen Nachfolgern fehlt, liegt nicht nur am Fachkräftemangel. Auch die jüngere Generation ist dafür mitverantwortlich, da sie eher ein „sicheres“ Angestelltenverhältnis bevorzugt, anstatt den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Umso erstaunlicher scheint es, dass viele Mittelständler die Planung der zukünftigen Betriebsführung aufschieben. Damit das Unternehmen im Laufe der Übergabe keinen Schaden nimmt und der Wert des Betriebs erhalten bleibt, ist eine sorgfältige und systematische Durchführung der Unternehmensübergabe unerlässlich. Dazu gehört das Verständnis, dass die Unternehmensnachfolge nicht nur die inneren Prozesse betrifft. Auch wenn zunächst der Zeitpunkt der Übergabe geklärt und festgestellt werden muss, ob die Nachkommen in einem Familienbetrieb dieselben Ziele verfolgen, darf der finanzielle Aspekt im Prozess nicht vernachlässigt werden.

Solide Finanzierung wichtig

Denn viele Nachfolgeregelungen scheitern, weil es an der passenden Finanzierung fehlt. Dies zeigt eine Umfrage des aktuellen Finanzierungsmonitors unter 200 Finanzentscheidern aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen im Auftrag von Creditshelf und der TU Darmstadt. Demnach sind vier von zehn Finanzentscheidern aus KMU davon überzeugt, dass ein Viertel bis die Hälfte der geplanten Nachfolgeregelungen an der Finanzierung scheitert. Das ist fatal, denn ein Misslingen der Unternehmensnachfolge gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch das mittelständische Know-how. Dabei schätzen die Unternehmen nach der Überzeugung fast aller Befragten (91 Prozent) die Bedeutung der Finanzierung für das Gelingen der Nachfolgeregelung als sehr hoch ein. Zudem sind drei Viertel der Studienteilnehmer der Ansicht, dass sich der Mittelstand rechtzeitig mit dem Thema beschäftigt. Aber warum scheitern so viele Nachfolgeregelungen und wie geht man sie richtig an?

Oft werden sich die unterschiedlichen Parteien nicht einig, weil die finanziellen Vorstellungen zu weit auseinanderdriften oder für einen Buy-out durch das Management zu wenig Kapital vorhanden ist. Ein weiterer Aspekt kommt ins Spiel, wenn keine Rücklagen vorhanden sind, mit denen sich unerwartete Liquiditätsengpässe überbrücken lassen. Eine erneute Preisverhandlung seitens der Zulieferer oder eine plötzliche Kreditverweigerung durch die Banken, die den Betriebsübergang eventuell kritisch sehen, können die Umsetzung der Nachfolgeregelung erschweren. Jene Faktoren sind es, die trotz frühzeitiger Planung der Unternehmensfolge potenziell alles wieder ändern können.

Liquiditätspuffer einplanen

Daher sei es wichtig, dass die Entscheider ihre Nachfolgeregelungen mit ausreichendem Vorlauf planen, sagt Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachgebiets Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt. „Ein umfassendes Risikomanagement unter Einbeziehung von Spezialisten ist bei der Vorbereitung des Nachfolgeprozesses durchaus sinnvoll, da es sich in der Regel um ein singuläres Ereignis im Betriebsleben handelt, bei dem der Betroffene meist keine eigenen Erfahrungen vorweisen kann“, so Studienleiter Schiereck. Neben den klassischen Finanzierungspartnern sollten hier auch neue, alternative Kreditgeber in Betracht gezogen werden, die in der Lage sind, Nachfolgeregelungen sehr kurzfristig mit Liquidität zu unterfüttern.

Grafik: n=200, Creditshelf und TU Darmstadt, Finanzierungsmonitor 2019.

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