Was seitdem geschah

Beitrag von: Christian Futterlieb
17. Juni 2019

Die Sorge vieler Unternehmer nach dem Verkauf ist groß: Was wird aus meinem Unternehmen? Gerade gegenüber Private-Equity-Gesellschaften gibt es noch immer Vorbehalte. Das Beispiel des Getriebespezialisten Hör Technologie, an dem VR Equitypartner seit 2013 beteiligt ist, zeigt, was sich seit der Übergabe an Finanzinvestoren bei dem Unternehmen verändert hat.

Eigentlich hatte Dietmar Wolfart den Unternehmer Albrecht Hör nur bei der Umstrukturierung der Passivseite seines Unternehmens unterstützen sollen. Doch als der Finanzinvestor VR Equitypartner mit der Idee eines Management Buy-outs auf ihn zukam, hatte er schnell Lust auf mehr. Gemeinsam mit dem Frankfurter Private-Equity-Haus und der BayBG übernahm Wohlfart im Herbst 2013 die Gesellschaftsanteile von Albrecht Hör an der von diesem 1979 gegründeten Hör Technologie GmbH. Seitdem hat sich viel getan, berichtet Geschäftsführer Wohlfart, der inzwischen die Anteile der BayBG übernommen hat und rund 40 Prozent an Hör Technologie hält. Denn so unbestritten exzellent die Produkte von Hör sind, die renommierte Kunden wie Audi, BMW, Daimler oder Porsche überzeugen, so groß waren die Hausaufgaben an anderen Stellen. Da war zuerst der Investitionsstau, der aber durch die neue Gesellschafterstruktur aufgelöst werden konnte. Denn die hohe Eigenkapitalquote von mehr als 50 Prozent gab dem süddeutschen Unternehmen ganz neue Investitionsmöglichkeiten. So konnten neue Maschinen angeschafft werden, mit denen neue Technologien eingesetzt werden können. Rasch führte Wohlfart auch die ERP-Software Navision ein. Ein Kraftakt, wie er selbst betont. Innerhalb von zwei Monaten erfolgte die Einführung der neuen IT-Lösung, die ein vernünftiges Controlling, Planung und Steuerung ermöglichen sollte. „Man hätte das natürlich auch strecken und viele Berater zur Unterstützung ins Haus holen können. Aber das hätte uns nur Zeit und Geld gekostet.“ Längst läuft die Software sehr gut und ermöglicht dem Mittelständler, alle relevanten Entwicklungen im Auge zu behalten.

Vorbereitung auf die Wachstumssprünge

Auch personell gab es nach der Nachfolge Veränderungen. Wohlfart fand einen geeigneten Vertriebsleiter im Unternehmen, doch ein technischer Leiter musste neu an Bord geholt werden. Als der gefunden war, konnte die neue Unternehmensstruktur implementiert werden. Sowohl der Vertriebs- als auch der technische Leiter sind heute signifikant am Unternehmen beteiligt. Das Geschäft von Hör steht auf zwei Säulen: zum einen auf der Serienfertigung, zum anderen – und als wirtschaftlich größerer Teil – auf der Prototypen- und Kleinstserienfertigung. Wohlfart betont, dass ihm VR Equitypartner in dieser Phase freie Hand gelassen hat. „Ich weiß es zu schätzen, dass ich bis heute selbstständig agieren kann“, größere Unstimmigkeiten im Gesellschafterkreis habe es in den vergangenen sechs Jahren nicht gegeben. Natürlich werde über die Planzahlen diskutiert. Es komme mancher wertvolle Hinweis durch den Austausch mit anderen Beteiligungen des Finanzinvestors. Aber aus den operativen Themen halte sich VR Equitypartner heraus. Natürlich achte der Partner auf die Entwicklung der EBITDA-Größe, die für den späteren Verkaufspreis relevant ist – was aber auch in seinem eigenen Interesse sei, sagt Wohlfart.

Verdoppelung binnen zwei Jahren

Rund zwei Jahre lang bereitete Hör die Strukturen vor, um größere Wachstumssprünge verdauen zu können. Nach einer erfreulichen organischen Entwicklung war es dann so weit: Mit zwei Zukäufen – 2017 die Fischer CNC-Technik in Neustadt an der Weinstraße mit rund 5 Millionen Euro Umsatz und 2018 die Pichler & Strobl in Anthering mit 17 Millionen Euro Jahresumsatz – verdoppelte Hör die Mitarbeiterzahl. Durch den Zukauf von Fischer konnte das Oberpfälzer Unternehmen neue qualifizierte Mitarbeiter an Bord nehmen und die bestehenden Kapazitäten ausdehnen und so den Fachkräftemangel am Stammsitz Weiden etwas ausgleichen. Mit Pichler & Strobl hingegen erweiterte Hör sein Portfolio um die Zukunftsmärkte Halbleiter- und Displayindustrie. „Da kamen das Know-how und das Netzwerk des Finanzinvestors voll zum Tragen: Die haben einen ganz anderen Marktzugang und können viel professioneller nach Beteiligungs- und Wachstumschancen suchen. Bei uns wäre das vom Zufall abhängig gewesen.“ So macht sich Wohlfart für den Prototypen- und Kleinserienfertiger Hör wenig Sorgen um die Zukunft – trotz der Ausrichtung auf die Automobilbranche. „Wir profitieren deutlich vom Trend zur Elektromobilität. Zu unseren Kunden zählen nicht nur die großen OEMs, sondern auch die wichtigsten Tier-1-Zulieferer. Bosch, ZF, Schaeffler, Mahle – wir beliefern sie alle.“ Aber auch das konventionelle Geschäft laufe noch 10 bis 20 Jahre weiter, ist Wohlfart überzeugt.

Bildnachweis: Unternehmen

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