Der Mega-Trend ESG verändert den Beteiligungsmarkt, sowohl auf Unternehmens- als auch auf Investorenseite. Vor diesem Hintergrund stellen insbesondere Familieninvestoren für Unternehmen die idealen Partner dar, die Nachhaltigkeit, Transparenz und soziale Verantwortung nicht nur fordern und fördern, sondern auch selbst leben.
Nachhaltige Investments gewinnen auch in Deutschland stetig an Relevanz, denn Unternehmen mit einer einwandfreien Bilanz hinsichtlich der Kriterien Environment, Social und Governance (ESG) bieten üblicherweise nicht nur ein nachhaltiges und zukunftssicheres Geschäftsmodell, sondern auch ein geringeres Risiko, in Krisen zu geraten. So war laut einer Untersuchung von IHS Markit und Mergermarket bereits 2019 bei 90 Prozent aller Transaktionen im Private-Equity-Sektor eine gründliche Prüfung von ESG-Faktoren ein fester Bestandteil der Due Diligence.
Diesen Trend hat nun auch die Politik auf europäischer Ebene mit verbindlichen Regeln für nachhaltige Investments noch einmal beschleunigt. Für Beteiligungsgesellschaften ist die Berücksichtigung von ESG-Faktoren in der Due Diligence nicht mehr nur ein Vorteil, sondern eine Notwendigkeit.
Am Beteiligungsmarkt werden dadurch ESG-fokussierte Unternehmen als Investitionsobjekt attraktiver. Gleichzeitig wird die Abwicklung von Transaktionen durch die nun notwendige ESG Due Diligence noch einmal komplexer. Im Vorteil sind daher Investoren, die ESG-Kriterien fest in ihre Investment-Philosophie integriert haben und die über die erforderlichen Kompetenzen und Prozesse für eine umfassende ESG Due Diligence verfügen.
Verantwortung für Mitarbeiter und Umwelt
Familieninvestoren haben sich hier bereits als Vorreiter hervorgetan. Sie sind i.d.R. selbst Unternehmer oder verfügen über einen unternehmerischen Hintergrund und teilen die Werte von mittelständischen Unternehmen, an denen sie sich beteiligen. Dies spiegelt sich auch in ihrem Investitionsansatz wider: So achten viele Familieninvestoren bei der Unternehmensprüfung strikt auf die Einhaltung von ESG-Kriterien und führen jährlich ESG-Prüfungen in ihren Portfoliounternehmen durch.
Kriterien für ESG Due Diligence und Monitoring festlegen
Im Jahr 2019 hat sich bspw. ein von Bregal Unternehmerkapital beratener Fonds im Rahmen einer Nachfolgeregelung an ATP Adhesive Systems beteiligt, einem Schweizer Hersteller von industriellen Spezialklebebändern auf Wasserbasis. In der Vorbereitung dieser Transaktion wurde eine umfassende ESG-Due-Diligence-Prüfung des Unternehmens durchgeführt. Der besondere Fokus lag dabei auf den Schlüsselfaktoren Arbeitsschutz und -sicherheit, CO2-Bilanz, Produktqualität, Abfall- und Schadstoffausstoß sowie Lieferkettenmanagement.
Für diese Prüfung – sowie die jährlichen Nachprüfungen – definierte Bregal mehrere Key Performance Indicators, mit deren Hilfe die ESG-Performance des Unternehmens gemessen und analysiert wurde. Im Rahmen dieser Analysen wurden auch ESG-bedingte Risiken und Wertschöpfungsmöglichkeiten identifiziert, bspw. die Vermeidung von Betriebsstillstand aufgrund von Arbeitsunfällen oder die Steigerung der Produktqualität durch den Wechsel auf umweltfreundlichere Materialien und Verarbeitungsprozesse. Auf Basis dieser Analyse erarbeiteten Bregal und das Management Team von ATP kurz-, mittel- und langfristige Ziele und Maßnahmen zur Optimierung der ESG-Bilanz des Unternehmens.
Bereits ein Jahr nach der Erstanalyse konnten im Rahmen der jährlichen Nachprüfung erste Erfolge festgestellt werden. Eine der Maßnahmen zielt darauf ab, die CO2-Bilanz des Unternehmens zu optimieren: Der Stromverbrauch im Bereich ATP Graphics soll in Zukunft durch die technische Optimierung der Beleuchtungssysteme am Produktionsstandort mithilfe von Bewegungsmeldern und Lichtsensoren um 40 Prozent reduziert werden. Zudem sollen der Fuhrpark des Unternehmens auf elektrische Fahrzeuge umgestellt und Systeme zur Kraft-Wärme-Kopplung installiert werden – im Rahmen eines Pilotprojekts sind zwei solcher Systeme bereits im Einsatz.
Solche ESG-Prüfungen werden jährlich in allen Unternehmen im Bregal-Portfolio durchgeführt und Maßnahmen entsprechend erarbeitet und umgesetzt: So hat die Onlineprinters Gruppe, eine B2B-Online-Druckerei mit Sitz in Fürth, ihre Produktionsabläufe im Sammeldruckverfahren auf die Vermeidung von Ausschuss optimiert. Zudem wird der Anteil an nachhaltig zertifiziertem Papier stetig ausgebaut.
Nachhaltigkeit nicht nur fordern, sondern leben
Um bei ihren Portfoliounternehmen ein Bewusstsein für ESG zu schaffen und dabei glaubwürdig eine Vorbildfunktion einzunehmen, müssen Familieninvestoren entsprechende Standards auch bei den eigenen Geschäftsaktivitäten ansetzen. So hat die Bregal-Gruppe mehrere erfolgreiche ESG-Initiativen lanciert, deren Fortschritt regelmäßig durch unabhängige Dritte überprüft wird.
Vor allem mit zwei Fonds – dem Bregal Sustainable Development Fund in Höhe von 40 Mio. EUR und der Bregal Helps Initiative in Höhe von 3 Mio. EUR – stellt Bregal seinen Portfoliounternehmen Mittel für verschiedene Projekte zur Förderung von ESG und zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie bereit. Zudem unterstützt Bregal verschiedene gemeinnützige Initiativen – darunter Unicef, die Kroschke Kinderstiftung, die Stiftung Brändi sowie das Projekt „Die Jugendbotschafter“ in Zusammenarbeit mit „Dein München e.V.“.
sascha.kaumann@bregal.de
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