Finanzinvestoren als Mandanten

Beitrag von: Sven Oleownik
29. September 2022

Sowohl Unternehmervertraute als auch Finanzinvestoren zeichnet aus, dass sie nach Lösungen in komplexen Unternehmenssituationen suchen. Zusammen bilden sie ein starkes Team. Dennoch halten sich noch immer Vorurteile.

Unternehmervertraute begleiten Unternehmer meist über viele Jahre in einem engen und persönlichen Vertrauensverhältnis und sind daher in der Lage, die Perspektive einer Firma mit der des Unternehmers zu verbinden. Damit sind sie auch dessen Sparringspartner in ver­schiedensten unternehmerischen Situationen und Phasen. Das Gleiche lässt sich über Finanzinvestoren sagen, genau deshalb sind Unternehmervertraute und Finanzinvestoren ideale Partner. Die besondere Leistung besteht darin, oft komplexe unternehmerische Fragestellungen zu lösen, in denen verschiedenste Zielsetzungen und zum Teil divergierende Interessen berücksichtigt werden müssen. Dies hat durch die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg noch einmal eine ganz neue Dimension bekommen.

Um als Unternehmen und Familie selbst bei gutgehenden Geschäften unerwartete Ereignisse erfolgreich zu überwinden oder an der einen oder anderen Stelle vielleicht sogar Chancen zu nutzen, braucht es oft zusätzliches Kapital, spezifisches Know-how, rasche Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit, loyale Mitarbeiter und einen Gesellschafterkreis, der vollständig geschlossen zum Unternehmen steht. Gleiches gilt auch für das Meistern unternehmerischer Meilensteine, wie bspw. einer gelungenen Nachfolge oder von Zukäufen. Auch andere Herausforderungen wie die Umsetzung von Maßnahmen zur Erfüllung der ESG-Anforderungen, die Auszahlung eines Gesellschafters oder die Zahlung von Erbschaftssteuern müssen oft parallel bewältigt werden. Hier leisten Unternehmervertraute oft großartige konzeptionelle Arbeit und übernehmen z.T. auch die Moderation im Gesellschafterkreis.

Zweifel überwinden

Es zeigt sich jedoch, dass oftmals nicht ausreichend bekannt ist, in welcher Weise ein Finanzinvestor ein passender Partner sein kann, um diese Themen mit Kapital, Know-how, Netzwerk und Engagement stabil, nachhaltig und krisensicher zu bewältigen. Gerade die jüngsten Krisen haben gezeigt, dass Unternehmen mit Private-Equity-Investoren im Gesellschafterkreis stabiler sind, stärker wachsen, schneller aus der Krise kommen und mehr Arbeitsplätze schaffen.

Leider hat sich auch das Vorurteil festgesetzt, dass die Aufnahme eines Finanzinvestors in den Gesellschafterkreis der „Einstieg zum Ausstieg“ ist. Vielmehr sind aber individuelle Lösungen denkbar, von denen vor allem die Unternehmer und ihre Familien profitieren können. So kann bspw. gemeinsam mit dem Unternehmer die Nachfolge besser und schneller gelöst werden, wenn ein Private-Equity-Investor mit an Bord kommt. Es hat sich gezeigt, dass Unternehmen für sehr gute Manager und Mitarbeiter attraktiver werden, wenn familienfremde Partner den Gesellschafterkreis ergänzen und die Corporate Governance professionalisieren. Darüber hinaus können Investitionen getätigt werden, die der Unternehmer allein nicht mehr stemmen möchte. Auch kann auf diese Weise das Unternehmen deutlich im Wert gesteigert und für einen späteren Zeitpunkt verkaufsfähig gemacht werden, wovon ebenfalls die Familie profitiert. Zudem können Familienmitglieder, die in der Folgegeneration nicht mehr operativ tätig sein möchten, vorzeitig ausgezahlt werden, während diejenigen, die das Unternehmen weiter nach vorne bringen möchten, mit einem neuen Partner „Gas geben“ können. Gleich­zeitig können auch Lösungen gefunden werden, bei denen der Private-Equity- Investor wieder aussteigen kann, ohne dass die verbleibenden Familiengesellschafter ihre Anteile zu einem späteren Zeitpunkt abgeben müssen.

Langfristige Partner

Gerade in solchen Situationen können auch für die weitere Zukunft die wertvollen Beiträge der Unternehmervertrauten nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie kennen eben über viele Jahre das Unternehmen und alle handelnden Personen in allen Facetten. Dies kann einen entscheidenden Beitrag leisten, um den Einstieg eines Private-Equity-Investors während der Due-Diligence-Phase deutlich zu erleichtern – vor allem zum Vorteil ihrer Mandanten.

Aber auch danach können die Unternehmervertrauten mit ihrem wertvollen Wissen entscheidend mitwirken, um das Unternehmen auch mit dem Private-Equity-Investor erfolgreich weiterzuentwickeln. Denn der Wechsel und der Einstieg eines Gesellschafters ist vor allem auch für die Mitarbeiter und weiteren Führungskräfte eine neue Situation, die viele Fragen aufwirft. Die Unterstützung der Unternehmervertrauten kann hilfreich sein, um diese Phase möglichst gut zu bewältigen, wechselseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen und um Kontinuität zu vermitteln. Daher ist es wünschenswert, dass die Un­ternehmervertrauten auch weiterhin an Bord bleiben, was bei einem Einstieg eines strategischen Käufers oftmals nicht möglich ist.

Konstruktiver Austausch erwünscht

Unternehmervertraute und Private- Equity-Investoren können also viel zusammen leisten, sich ergänzen und dabei voneinander lernen. Insofern sollte man noch häufiger konstruktiv aufeinander zugehen, um diskret und vertraulich nach Lösungen zu suchen; gerade in Situationen, in denen schnelle und einfache Lösungen nicht allzu offensichtlich sind, sondern mit Kreativität und Erfahrung gemeinsam und vertrauensvoll erarbeitet und hierfür Menschen überzeugt und gewonnen werden müssen. Schließlich gibt es auch nichts zu verlieren: Im schlimmsten Fall hat man „nur“ voneinander gelernt – und damit die Grundlage für weitere Gespräche und Mandate geschaffen.

Illustration: 123rf.com/remodesigner

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