Unter einem Dach

Beitrag von: David Zahnd, Tanja Berg
30. August 2021

Wie lässt sich aus zwei starken Marken eine Unternehmensgruppe formen? Das Beispiel des Fertighausbauers Oikos zeigt, wie Synergien genutzt werden und gleichzeitig die Eigenständigkeit der Traditionsunternehmen Bien-Zenker und Hanse Haus bewahrt wird.

Im Jahr 2018 beteiligten sich von Equistone beratene Fonds an zwei zu diesem Zeitpunkt bereits hervorra­gend am Markt positionierten Tradi­tionsunternehmen: Bien-Zenker, 1902 gegründet, gehört mit seiner Toch­termarke Living Haus insbesondere in Deutschland zu den bekanntes­ten Fertighausanbietern und ist Vor­reiter bei Energiesparhäusern. Han­se Haus hat sich seit der Gründung 1929 von einem Zimmermannsbe­trieb zum Komplettanbieter für qua­litativ hochwertige Wohnlösungen entwickelt und am Markt für schlüs­selfertige Fertighäuser positioniert. Equistone erwarb die beiden Unter­nehmen von der Münchner Industrieholding und früheren Eigentüme­rin Adcuram. Mit dem Einstieg des neuen Investors und der damit einher­gehenden Etablierung der Dachmarke Oikos Group sowie einer gemeinsa­men Managementstruktur sollten bei­de Unternehmen näher zusammenge­führt und zukunftsstarke Themen wie die Digitalisierung und Operational Excellence vorangetrieben werden.

Individualität bewahren

Allein in Deutschland liegt der Anteil von Fertighäusern am Gesamtmarkt für Ein- und Zweifamilienhäuser bei 20 Prozent. Das Marktwachstum betrug in den vergangenen fünf Jahren rund sechs Prozent p.a. – beste Voraussetzungen also für die Oikos Group. Doch wenn es darum geht, zwei bereits hervorra­gend positionierte Player zu einer euro­paweit erfolgreichen Marke zu formen, braucht es mehr als ein schnell wach­sendes Marktumfeld. Obwohl die bei­den Werke der Fertighausanbieter Bien-Zenker und Hanse Haus nur rund 30 Kilometer voneinander entfernt liegen, stieß die Idee, zukünftig mit einem der stärksten Mitbewerber an einem Strang zu ziehen, anfangs in beiden Unterneh­men auf vorsichtige Zurückhaltung. Entscheidend für den Aufstieg von Oi­kos zum europaweiten Player waren da­her die Realisierung der richtigen Sy­nergien und viel Fingerspitzengefühl bei der Zusammenführung der beiden Traditionsunternehmen.

Ein zentrales Kriterium – sowohl für das neu zusammengeführte Manage­ment der Gruppe als auch für Equisto­ne – war dabei, die Unternehmen nicht gänzlich zu integrieren. Die individuel­le DNA und Kultur, die den bisherigen Erfolg von Bien-Zenker und Hanse Haus maßgeblich mitgeprägt hatten, sollten auch nach Einführung der Dachmarke sowohl nach innen wie auch nach außen bestehen bleiben. In enger Zusammenar­beit mit dem Management-Team galt es, jene gemeinsamen Treiber zu identifizie­ren, die das Wachstum der Gruppe noch einmal voranbringen würden.

Wie bei vielen mittelständisch gepräg­ten Unternehmen kristallisierte sich ne­ben einer kontinuierlichen Stärkung der Operational Excellence – in Form einer stärkeren Automatisierung und Standar­disierung der Produktionsprozesse – ins­besondere das Vorantreiben der digita­len Transformation als zentrale Aufgabe heraus: Dabei ging es vor allem um die Digitalisierung des Vertriebs und der Customer Journey: Vom Erstkontakt des Kunden mit dem Unternehmen bis hin zum Kaufvertragsabschluss für ein neues Eigenheim sollten digital und Soft­ware-gestützte Prozesse etabliert werden – und damit die bislang stark analog ge­prägten Bereiche zukunftsfähig gemacht und auf das sich verändernde Nutzungs­verhalten der Kunden angepasst werden.

Erfolgskriterium Teamwork

Wie auch bei der Digitalisierung wur­den das Management sowie die rund 1.300 Mitarbeiter der Gruppe eng in die Umsetzung der Wachstumsinitiati­ven eingebunden. Für die Entwicklung von Oikos war dies ein entscheidender Erfolgsfaktor. Durch die Nutzung von Synergieeffekten, die u.a. auf einer teil­weisen Standardisierung der Produk­tionsprozesse, der Entwicklung und Nutzung einer einheitlichen, unter­stützenden Softwarestruktur sowie der Gestaltung effizienterer Prozesse ba­sieren, konnte auch das Auftragsvolu­men der Gruppe signifikant gesteigert werden. Folglich mussten die Kapazi­täten und das Schichtsystem ausge­baut werden – eine Entscheidung, die nur mit der Zustimmung des Betriebs­rates und dem Einsatz der Mitarbei­ter realisierbar war. Zusätzlich wurde mit dem Erwerb eines für den Ausbau der Produktionskapazitäten bedeuten­den Grundstücks ein weiterer wichti­ger Meilenstein für das Wachstum der Gruppe gelegt.

Ziel erreicht

Heute, rund drei Jahre nach dem Erwerb der Oikos Group, agiert das Unternehmen mit einer Gesamtleistung von rund 420 Mio. EUR sowie einem EBITDA-Wachstum von 50 Prozent in den Kernländern Deutschland, Schweiz, Österreich und Großbritannien an der Spitze der Fertighausanbieter in Europa. Im Frühjahr 2021 wurde die Gruppe nach dreijähriger erfolgreicher Partnerschaft in die Hände eines neuen, auf Buy-outs spezialisierten Eigentümers übergeben. Dem mit Equistone eingeschlagenen Wachstumspfad soll auch unter der Ägide des neuen Investors weiter gefolgt werden. Zudem soll die Internationalisierung der Gruppe über den starken DACH-Markt in weiteren Ländern vorangetrieben werden.

Illustration: 123rf.com/lumut

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