Der Einstieg in ein Private-Equity-finanziertes Unternehmen ist die Sehnsucht vieler CFOs. Aber dort CFO zu sein ist kein Zuckerschlecken. Worauf es dabei ankommt, erklärt Headhunter Paul Taaffe von Finance People Solutions.
Herr Taaffe, wie hat sich die Corona-Krise auf die Arbeit von CFOs in Private-Equity- Unternehmen ausgewirkt?
Paul Taaffe: Das Geschäft von CFOs in Private-Equity-Unternehmen war schon vor der Pandemie herausfordernd. In den vergangenen Monaten ist es noch herausfordernder geworden. Mit Corona hat eine deutlich größere Unsicherheit in vielen Unternehmen Einzug gehalten. Auf einmal brechen ganze Geschäftsmodelle weg. Das macht die Planung viel schwerer. Darüber hinaus ist Liquidität überlebenswichtig geworden. Am Ende des Tages kam es auf die notwendigen Finanzmittel in den von der Pandemie besonders betroffenen Unternehmen an, um den Gang zum Insolvenzrichter zu vermeiden. Wenn man so will, hat Corona dem Stellenwert der Finanzabteilung – besonders in kritischen Lagen – innerhalb eines Unternehmens einen enormen Schub gegeben.
Welche Voraussetzungen braucht denn ein CFO heute, um in Private-Equity-Unternehmen zu reüssieren?
PT: Finanzchefs in Private-Equity-Unternehmen müssen operativ und strategisch topfit sein. Als reiner „Numbercruncher“, also einer, der sich nur in seinem Metier, den Finanzen, auskennt, setzt man sich nicht durch. Private-Equity-Investoren entwickeln ihre Unternehmen nach einer Investmentthese; es geht darum, Werte zu schaffen und zu steigern. Diesen Investmentplan umzusetzen ist die Aufgabe von CEO und CFO – und zwar gemeinsam – und daran werden sie auch gemessen. Dafür braucht es eine entsprechende Organisation. Die ist in vielen Firmen nicht vorhanden. Es ist die Aufgabe eines CFO, eine solche Organisation aufzubauen. Darüber hinaus müssen Finanzchefs in Private-Equity-Unternehmen gute Stakeholder-Manager sein – die Eigentümer, die Kapitalgeber und last, but not least die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden.
Worauf kommt es dabei an?
PT: Auf Diskussionsfähigkeit – nach innen und nach außen – und auf kommunikatives Geschick. In den meisten durch Private Equity übernommenen Firmen liegt im Geschäftsmodell viel Potenzial für Wachstum, viele sind aber „undermanaged“. Als CFO muss man wissen, wie dieses Potenzial zu heben ist und wie diese Strategie gegenüber den Investoren durch- und umzusetzen ist. Das Gleiche gilt gegenüber Banken und Finanzdienstleistern – vor allem dann, wenn Finanzierungen im Feuer stehen, weil Kreditklauseln gerissen werden.
Wie unterscheidet sich die Arbeit eines CFO in Portfoliounternehmen?
PT: Die Zielvorgaben für Finanzchefs in Private-Equity-geführten Unternehmen sind überwiegend ambitionierter. Das hat etwas mit dem Geschäftsmodell von Finanzinvestoren zu tun, das per se eines auf Zeit ist. CFOs müssen ihre Agenda deshalb deutlich strukturierter und schneller abarbeiten. Darüber hinaus ist es ein sehr zahlengetriebenes Arbeiten. Finanzinvestoren verlangen ein intensives Reporting, was eine entsprechende Infrastruktur in der Finanzabteilung voraussetzt. Nicht zu unterschätzen ist auch der Erfolgsdruck. Finanzchefs bekommen in Private-Equity-geführten Unternehmen selten eine zweite Chance. Wer nicht performt, wird ausgetauscht – ohne ein Topteam gelingt es keinesfalls.
Das klingt nach Haifisch-becken. Und trotzdem reißen sich viele CFOs um diese Jobs …
PT: Was nicht verwundert! Denn der Job eines CFO in Private-Equity-geführten Unternehmen kann trotz oder vielleicht wegen des Drucks äußerst lukrativ sein. Bei einem erfolgreichen Exit sind mehrere Millionen Euro drin. Entsprechend viele Finanzchefs wollen ins Private-Equity-Lager wechseln und entsprechend hoch ist der Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt.
Welche Assets sollten sich in den Bewerbungsunterlagen eines Private-Equity- CFO wiederfinden?
PT: Das kommt auf die Größe der Private-Equity-Häuser und natürlich auf die Größe der Targets an. Idealerweise hat ein CFO bereits mindestens einmal ein Private-Equity-Projekt von Anfang bis Ende, also von der Übernahme bis zum Exit, begleitet. Eine erfolgreiche Unternehmenskarriere öffnet nicht automatisch die Tür zu einer PE-Karriere als CFO. Private Equity ist eine andere Liga.
Das heißt, Neueinsteiger haben keine Chancen?
PT: Bei manchen Private-Equity-Häusern haben Neueinsteiger tatsächlich keine Chancen. Da will man kein Risiko eingehen und setzt auf erfahrene Kräfte. Aber das kommt eben auf den Einzelfall an. Es gibt CFOs, die für Private Equity prädestiniert sind – auch wenn sie in ihrer Karriere noch kein PE-Projekt begleitet haben. Ein guter Track Record bei Wachstum und/oder Transaktionen – angefangen bei Finanzierungen bis hin zu Carve-outs oder Übernahmen – ist ein Türöffner. Macher und Draufgänger mit operativem und strategischem Verständnis sind gesucht. Defensiv eingestellte Finanzchefs, die nur auf Probleme hinweisen, statt sie proaktiv zu lösen, sind hier fehl am Platz.
In den vergangenen Monaten gab es wieder deutlich mehr Private-Equity-Transaktionen, der Markt ist aus seiner kurzen Schockstarre ausgebrochen. Merken Sie das im Recruitment?
PT: Ja, die Nachfrage hat wieder deutlich angezogen und starke CFOs werden vermehrt gesucht. Das Angebot ist vorhanden und wir bekommen auf offene CFO-Jobs innerhalb von Stunden jede Menge qualifizierter Bewerbungen aus unserem Netzwerk – ein Vorteil, da Schnelligkeit im Private-Equity-Recruiting wichtig ist.
Foto: Finance People Solutions