Vom Unternehmer zum Investor

Beitrag von: Dennis Hummelmeier
28. Oktober 2020

Der Verkauf des Familienunternehmens bedeutet eine Zäsur: Der Unternehmer muss sich in seiner neuen Rolle als Investor bewähren und das Familienvermögen komplett neu aufstellen. Wie stark er sich bei den Investments einbringen möchte, kann er durch die Portfoliostruktur steuern.

Nach dem Verkauf des Familienunternehmens steht die Unternehmerfamilie vor der Frage, wie das Vermögen verwaltet werden soll. Bis zu diesem Zeitpunkt haben Unternehmer alle Entscheidungen selbst getroffen, daher fällt es vielen schwer, die Verwaltung des Privatvermögens in fremde Hände zu geben. Das Kapitalrisiko bleibt bestehen, während die Anlageentscheidungen nun von anderen getroffen werden.

Da Risiken so nur mittelbar, etwa durch den Verkauf von Aktien oder den Wechsel der Vermögensverwaltung, nicht aber durch unmittelbar eigenes Handeln gesteuert werden können, ist die strategische Allokation des Vermögens entscheidend. Je nachdem für welche Investmentklassen sich der Vermögensinhaber entscheidet, kann er sich mehr oder weniger intensiv einbringen. So kann er als Kapitalmarkt-, Immobilien-, Private-Equity-Investor oder als Business Angel agieren.

Der Kapitalmarktinvestor

Bei der strategischen Vermögensanlage spielen Kapitalmarktinvestitionen eine wesentliche Rolle. Ein gut diversifiziertes Portfolio kann etwa aus Aktien, Anleihen und Rohstoffen bestehen. Kapitalmarktinvestitionen haben grundsätzlich den Vorteil einer hohen Liquidität, was eine schnelle Anpassung von Investments ermöglicht. Damit ist auch jederzeit eine Bewertung des investierten Vermögens möglich, was für Unternehmer entscheidende Auswirkungen auf das Risikoempfinden haben kann. Vor dem Rollenwechsel vom Unternehmer zum Investor war das Vermögen größtenteils im eigenen Unternehmen investiert und damit illiquide und relativ intransparent. Da das Vermögen nach dem Verkauf nun jederzeit einsehbar ist, kann diese Transparenz u.U. bei größeren Kursverlusten zu einer übereilten Anpassung der Vermögensallokation und damit zu Verlusten führen.

Der Immobilieninvestor

Als Gegengewicht zu den volatilen Kapitalmärkten können Immobilien insbesondere für größere Vermögen eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio darstellen und etwaige Schwankungen ausgleichen. Neben steuerlichen Vorteilen, einer kontinuierlichen Rendite und zahlreichen Optionen der klasseninternen Diversifizierung ermöglichen sie einen konstanten und langfristigen Werterhalt. Die vergleichsweisen hohen Transaktions- und Verwaltungskosten können durch Skaleneffekte relativiert werden.

Der Private-Equity-Investor

Viele Unternehmer möchten auch nach dem Verkauf des Familienunternehmens noch unternehmerisch tätig sein. Dafür bietet sich der Markt für Direktbeteiligungen an. Die Anlageklasse Private Equity umfasst eine Vielzahl von Strategien wie Buy-out, Wagniskapital und Wachstum und hat sich im vergangenen Jahr besser als andere Anlageklassen entwickelt. Darüber hinaus trägt sie zur Diversifizierung des Portfolios bei. Allerdings sind hier relativ hohe Mindestinvestitionen erforderlich bei gleichzeitig höherem Risiko. Das Renditepotenzial dieser Assetklasse kann jedoch sehr gut über Fondslösungen genutzt werden. Unabhängig von der Art der Beteiligung ist bei Private- Equity-Investitionen ein langfristiger Anlagehorizont notwendig.

Der Business Angel

Gerade bei Start-ups besteht die Möglichkeit, sich als Business Angel aktiv gestalterisch einzubringen, die eigenen unternehmerischen Erfahrungen zu teilen und so innovativen Gründern zum wirtschaftlichen Erfolg zu verhelfen. Vorteilhaft ist hier auch, dass bei digitalen Start-ups in der Pre-Seed-Phase die Produktentwicklung wenig kapitalintensiv ist, sodass mehrere Beteiligungen ohne eine zu starke Belastung des Basisvermögens denkbar sind.

Aus den zahlreichen Anlagemöglichkeiten gilt es, eine Strategie zu entwickeln, die den langfristigen Vermögenserhalt sicherstellt. Sie sollte den individuellen Vorlieben und der eigenen Risikobereitschaft entsprechen sowie eine bestmögliche Vermögensabsicherung bei langfristig positiver Renditeentwicklung garantieren. Ziel jeder Portfoliogestaltung sollte es sein, die richtige Mischung aus unmittelbarem Einfluss, Renditepotenzial und Vermögensrisiko zu finden.

Illustration: 123rf.com/irstone

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